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Grippe keine Chance geben

Impfstoff-Knappheit führt zu langen Warteschlangen


Brackwede (ptr). Die Cafeteria der IKK Bielefeld ist rappelvoll. In einer langen Schlange warten die Menschen geduldig auf ihre Grippeschutzimpfung. Allein in der ersten Stunde werden mehr als 100 Ampullen des Impfstoffes verabreicht. »Viele haben gehört, dass die Impfvorräte in diesem Jahr knapp sind«, sagt IKK-Mitarbeiterin Sandra Thewes und ergänzt: »Wir haben noch 500 Impfdosen zur Verfügung.« Bei diesem Andrang könnten die schnell aufgebraucht sein.
Gleich zwei Ursachen gibt es für den Engpass, den Impfwillige in ganz Deutschland zu spüren bekommen. Der Impfstoffhersteller Chiron musste seine Produktion aus dem Werk in Marburg im Sommer wegen bakterieller Verunreinigungen vom Markt nehmen. Das für die Zulassung des Grippe-Impfstoffes zuständige Paul-Ehrlich-Institut erteilte keine Freigabe. Die eingeplanten zwölf Millionen Impfdosen mit dem Wirkstoff Begrivac konnten nicht bereit gestellt werden. Dazu kam die Hysterie um die Gefahr der Vogelgrippe, die viele Bürger dazu veranlasste, in diesem Jahr entgegen der sonstigen Gepflogenheiten eine Grippeimpfung vornehmen zu lassen. Erhöhte Nachfrage bei knapperem Angebot - da ist der Engpass vorprogrammiert.
Dabei hat die Impfung gegen menschliche Grippe nur bedingt etwas mit dem Eindämmen der Gefahr von Vogelgrippe zu tun, erfuhren die Impfwilligen, die gestern im IKK-Gebäude erschienen waren. Denn es gebe zwei denkbare Mutationsmöglichkeiten des Vogelgrippevirus, die die Krankheit für den Menschen erst richtig gefährlich machten, hieß es. Zum einen sei es theoretisch möglich, dass sich in einem menschlichen Körper, der gleichzeitig von Vogelgrippe und menschlicher Grippe befallen ist, eine Mutation aus beiden Grippeformen bildet. Diese Gefahr könne durch die Grippeschutzimpfung der IKK tatsächlich reduziert werden.
Es sei aber auch möglich, dass sich das Vogelgrippevirus dahingehend verändere, dass er von einem erkrankten Menschen auf einen gesunden übergehen könne. Bisher sei nur eine Übertragung vom Geflügel auf den Menschen beobachtet worden. Auf diesen Fall habe die Grippeschutzimpfung gegen den menschlichen Grippevirus keinen Einfluss. Sinnvoll sei sie dennoch. Wer sich noch impfen lassen möchte, hat heute in der Cafeteria der IKK, Artur-Ladebeck-Straße 220, zwischen 15.30 und 18 dazu Gelegenheit.

Artikel vom 04.11.2005