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»Ich war immer ein Kämpfer«

Der an ALS erkrankte Obmann Günter Gedlich freut sich aufs Benefizspiel

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Wenn Arminias Profis am Dienstag um 18.30 Uhr im Stadion Rußheide gegen einen Bielefelder Stadtauswahl antreten, steht ein Mann im Vordergrund, dem das Benefizspiel zu seinen Gunsten eher peinlich ist. »Ich will nicht im Mittelpunkt stehen«, sagt Günter Gedlich mit ernstem Gesicht. Dennoch merkt man dem an ALS erkrankten Dornberger Fußballobmann an, dass er sich über die Intitiative des Fußballkreises freut.

Vor einem Jahr wurde die tückische Krankheit ALS (amyotrophische Lateralsklerose) bei Günter Gedlich entdeckt. »Die Diagnose war für mich niederschmetternd. Schließlich war ich vorher nie krank«, fügt er sich nur sehr schwer in sein Schicksal. In Deutschland leiden derzeit ca. 6 000 Menschen an ALS, bei der motorische Nervenzellen des Rückenmarkes und des Hirnstammes abgebaut werden. Die Folge sind stetig zunehmender Muskelschwund, der im Endstadium in einer völligen Lähmung enden kann. »Im Winter kommen neue Medikamente auf den Markt. Vielleicht bringt das was«, lebt der 54-jährige Familienvater derweil zwischen Hoffen und Bangen.
Derzeit wird Gedlich von seiner Ehefrau Ute und deren Schwester liebevoll umsorgt. Zweimal pro Woche kommen zudem Physiotherapeuten ins Haus. Eine Fortbewegung ist nur noch mit einer Gehhilfe auf Rädern möglich. »Ich war früher ein Kämpfer und werde es auch bleiben«, gibt das Dornberger »Urgestein« eher trotzig zu.
Trotz der enormen Behinderung versäumt der Fußballobmann kaum ein Spiel seines TuS Dornberg. Selbst zu den Auswärtspartien lässt er sich chauffieren. »Wir haben einen guten Trainer und eine gute Mannschaft. Deshalb steigen wir auch wieder in die Verbandsliga auf«, stellt der Mann, der selbst mehr als zwei Jahrzehnte für den TuS die Stiefel schnürte und die Fußballschuhe erst mit 49 Jahren an den Nagel hing, optimistisch fest.







Bevor Günter Gedlich zum damaligen B-Ligisten TuS Dornberg wechselte, trug er 18 Jahre das Trikot des DSC Arminia. Auf der Alm erlernte er als E-Knabe das Kicker-ABC, durchlief alle ersten Jugendmannschaften und spielte schließlich in der ersten Amateurmannschaft als Libero und Vor-stopper einen bemerkenswerten Stiefel. Arminias heutiges Vorstandsmitglied Albrecht Lämmchen war sein Schülerbetreuer und auch Pressechef Hans Milberg kennt Gedlich aus alten Arminia-Jugendzeiten.
Der heutige HSV-Teammanager Bernd Wehmeyer zählte ebenso zu seinen damaligen Mannschaftskameraden wie Dieter Weidehoff, »Altstadt-Legende« Otto Hönnl oder Spielertrainer Rudi »Keite« Giersch. Noch heute schwärmt der gelernte Schlosser von den Trainern Hellmut Meidt, Günter »Zapf« Gebhard oder Hans Wendlandt. Bis heute hat Gedlich das Interesse an Arminia nicht verloren. Obwohl er längst in Dornberg heimisch ist, lautet seine Devise: »Einmal Arminia, immer Ar-minia.«
Als Funktionär arbeitet »Dornbergs »Mädchen für alles« eher im Verborgenen. Im Jahr 2004 wurde ihm die DFB-Ehrenarmbanduhr verliehen. Jetzt kann er es kaum fassen, dass Kreisvorsitzender Horst-Dieter Knüppel und TuS-Manager Hans-Werner Freese dieses Benefizspiel organisierten. Und Günter Gedlich bedankt sich beim DSC Arminia für die spontane Unterstützung. Bleibt zu hoffen, dass Dienstag viele Zuschauer ins Stadion Rußheide kommen.

Artikel vom 05.11.2005