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Köhler will Afrika
als echten Partner

Konferenz auf dem Petersberg

Von Reinhard Brockmann
Bonn (WB). Ein Junge in Afrika hat keine Schuhe, darum malt er sich die Füße so an, als trüge er welche: Mit diesem Bild stiller Würde in tiefster Armut hat Krimiautor Henning Mankell ein Gespräch afrikanischer Staatschefs in Bonn in Gang gesetzt.
Gastgeber: Bundespräsident Horst Köhler.
Auf Einladung von Bundespräsident Horst Köhler berieten Politiker, Schriftsteller und Wirtschaftsvertreter am Wochenende auf dem Petersberg über den unfairen Umgang der Reichen mit den Armen. Umgekehrt wurden Korruption, Missmanagement und mangelnde Chancengleichheit diskutiert.
Mankell bestätigte, dass hinter den Kulissen äußerst kontrovers diskutiert worden sei. Der in Ystad, Schweden, und Maputo, Mosambik, lebende Krimiautor und Theaterregisseur wird in seinem neuen Roman, der im Frühjahr in Deutschland erscheint, auch den Einfluss großer Pharmakonzerne in Afrika thematisieren.
Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT sagte Bundespräsident Köhler, er möchte, dass das andere Afrika in den Blick gerate. »Ich möchte nicht, dass nur die Angst unser Bild von Afrika bestimmt.« Wer allein die Flüchtlingsdramen an Europas südlichsten Grenzen sehe, bekomme einen falschen Eindruck und zugleich einen Begriff davon, wie notwendig faire Partnerschaft sei. Die Menschenrechte seien unteilbar, deshalb hätten Afrikaner die gleichen Grundrechte wie Europäer.
Im übrigen sei die afrikanische Kultur ein Teil des Reichtums und der Vielfalt der gesamten Schöpfung. »Hinzu kommt der kritischere Teil, dass wir ohne Afrika und seine Menschen die Globalisierung nicht gestalten können.«
Köhler unterstrich die ethische Verpflichtung, global zu denken. »Unsere jungen Leute suchen nach Orientierung. Wie können wir ihnen ein gutes Gefühl von der Zukunft der Welt vermitteln, wenn Menschen anderswo vor Hunger umkommen?« Der Bundespräsident will dazu beitragen, »dass unsere jungen Menschen nicht irre werden an der Welt«. Weiter sagte Köhler: »Wenn wir das nicht ernst nehmen, dass junge Leute angesichts der Ungerechtigkeiten zumindest irritiert sind, werden wir erst recht sehen, dass es an der Werteverantwortung in Deutschland fehlt.« Kommentar

Artikel vom 07.11.2005