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Kommentar
Afrika-Konferenz

Köhler will Mithaftung


Er habe zu viele Konferenzen über Afrika erlebt, um Wunder zu erwarten. Das hat Bundespräsident Horst Köhler gestern selbstkritisch zu seiner Initiative angemerkt. Aber: Er will das Reden aneinander vorbei nicht mehr zulassen. Damit ist es ihm sehr ernst. Echte Partnerschaft erlaubt offene Problemansprache. Er macht das bereits - mehr hinter den Kulissen als auf offener Bühne. Allein das ist aller Ehren wert. Wenn auch Köhlers zweite These - »es gibt tausend Afrikas«, durchdringt, hat er noch viel mehr erreicht.
Viele afrikanische Führer kennen Köhler aus dessen Zeit als Chef des Weltwährungsfonds. Damals erlebten sie verwundert einen Vertreter des Weltkapitals, der nach Menschen fragte, der aber auch nicht locker ließ, wenn Korruption und Missmanagement ruchbar wurden. Das gibt ihm heute die Autorität, alles anzusprechen - von der Cliquenwirtschaft bis zur scheinbaren Majestätsbeleidigung.
Globalisierung kann gestaltet werden, im Sinne der Menschen. Auf dieser Basis nimmt Köhler die Europäer, insbesondere die Deutschen in moralische Mithaftung. Solange irgendwo gehungert wird, ist die Welt für ihn nicht in Ordnung. Wer will da widersprechen?Reinhard Brockmann

Artikel vom 07.11.2005