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Lage der Familie »dramatisch«

EKD-Ratsvorsitzender Huber fordert mehr Hilfe durch die Politik


Berlin (dpa). Die Lage der Familie in Deutschland ist nach Angaben des EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber dramatisch. »Das Lebensmodell Familie befindet sich in einer Krise«, sagte der Bischof gestern vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Den Menschen müsse das Ja zur Familie durch die Politik erleichtert werden, mahnte Huber in seinem Bericht zum Auftakt der Jahrestagung des Kirchenparlaments. Huber, Bischof von Berlin-Brandenburg, repräsentiert die 25,8 Millionen evangelischen Kirchenmitglieder in Deutschland.
Einzelmaßnahmen wie bessere Betreuungsangebote für Kinder, Elterngeld oder familienfreundliche Arbeitsgestaltung reichten aber nicht aus. Es brauche auch einen Mentalitätswandel in Deutschland. »Nur wenn Menschen von sich aus Ja zur Familie sagen, werden sie in einer Familie leben«, sagte das Kirchenoberhaupt. Zugleich dürfe es nicht zum Kampf der Generationen kommen. »Vielmehr müssen die Interessen der Alterslobby zu den Interessen der jüngeren Generationen in ein positives Verhältnis gesetzt werden.« Der Generationenvertrag müsse neu justiert werden.
Huber forderte eine breite öffentliche Debatte über die umstrittene Sterbehilfe. Für die Zulassung der Tötung auf Verlangen und die organisierte Beihilfe zur Selbsttötung werde geltend gemacht, dass das Selbstbestimmungsrecht des Menschen das Recht einschließe, den eigenen Tod selbst herbeizuführen oder herbeiführen zu lassen. »Wir halten dem entgegen, dass es einen fundamentalen Unterschied macht, ob man den Tod zulässt oder ob man ihn herbeiführt«, erklärte Huber.
Huber betonte zudem, die evangelische Kirche müsse ihr Profil auch gegenüber der römisch-katholischen Kirche schärfen. Er kritisierte die fehlende Anerkennung der protestantischen Kirchen durch Rom. Eine Einheit der christlichen Kirchen sei ohne gegenseitigen Respekt nicht möglich.

Artikel vom 07.11.2005