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Die Weltmeisterschaft im argentinischen San Luis ist schon wenige Tage nach der letzten Runde legendär. Die Art und Weise, in der sich der bulgarische Volksheld Wesselin Topalov den Titel holte - 10 aus 14, ungeschlagen und mit 1,5 Punkten Vorsprung auf den Inder Vishy Anand -, erinnert manche an die Überlegenheit Alexander Aljechins vor 70, 80 Jahren.


Sizilianisch

Weiß: Swidler
Schwarz: Topalov

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cd4 4.Sd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le3 Sg4 7.Lg5 h6 8.Lh4 g5 9.Lg3 Lg7 10.h3 Se5 11.Sf5 Lf5 12.ef5 Sbc6 13.Sd5 e6 14.Se3 Da5 15.c3 Sf3 Was, das geht? Offenbar das beeindruckende Ergebnis intensiver Forschung am heimischen Schreibtisch. 16.Df3 Es muss sein. 16.gf3 führt zu einer Stellungsruine nach 16...Lc3 17.bc3 (oder 17.Ke2 Sd4 18.Kd3 Lb2 19.Tc1 Da3) 17...Dc3 18.Dd2 (18.Ke2 Sd4) 18...Da1 19.Sd1 Sd4. Auch die Ablehnung 16.Ke2 Scd4 17.Kd3 (nicht 17.cd4 Sd4 18.Kd3 Db5 19.Kc3 Sf3) 17...Db5 18.c4 Db2 19.gf3 Da3 20.Kd2 ef5 macht keine Freude. 16...Lc3 17.Kd1 Unumgänglich. 17...Da4 18.Sc2?! Angesichts der Partiefolge wäre es wohl weise, mit 18.Kc1 Lb2 19.Kb2 Db4 20.Kc1 Sd4 21.Dd1 Dc3 22.Kb1 Db4 23.Kc1 das Remis anzustreben. 18...Lb2 19.fe6 fe6 20.Db3 Db3 21.ab3 La1 22.Sa1 Am Ende der turbulenten Abwicklungen hat Schwarz Turm und zwei Bauern für die beiden weißen Leichtfiguren. Er profitiert nun davon, dass diese nicht recht harmonieren, namentlich der Springer hat noch lange einen schlechten Stand. 22...Ke7 23.Ld3 Tac8 24.Te1 Sd4 25.f3 Tc3 26.Kd2 Thc8 27.Tb1 Gern hätte Topalov die Qualität nach 27.Lc4 T8c4 28.bc4 Tc4 hinterhergeschmissen, denn seine aktiven Figuren und die vielen Bauern hätten ihm klaren Vorteil gesichert. 27...T3c5 28.b4 Td5 29.Lf2 Kd7 30.Le3 Sf5 31.Lf2 Sh4 32.Lh4 gh4 33.Sc2 h5 34.Te1?! Aussichtsreicher mag 34.b5 a5 35.Ta1 b6 36.Ta4 Tg5 37.Se3 sein. 34...Tg8 35.Kc3 a5 36.Lc4? Der Russe schwächelt, sonst hätte er 36.ba5 Tg2 37.Sd4 Ta5 38.Se6 gewählt. 36...Tc8 37.Se3 Tb5 38.Kd3 Die Fesselung des Lc4 tut weh: 38.ba5 d5. 38...Tb4 39.Le6 Wickelt in ein mürbes Turmendspiel ab, aber sonst folgt 39...d5. 39...Ke6 40.Sc2 Kd5 41.Sb4 ab4 42.Te7 Nichts bringt 42.Te4 Tc3 43.Kd2 Tc4. 42...b5 43.Th7 Tc3 44.Kd2 Tc4, und nach 45.Th5 Kc6 46.g3 b3 47.Th4 b2 ist das Ende nahe, zum Beispiel 48.Tc4 bc4 49.Kc2 c3 50.h4 d5 51.h5 d4 52.h6 d3 53.Kb1 d2 54.Kc2 d1D. Weiß gab auf - eine weltmeisterliche Leistung.






H. Grasemann,Dt. Schachbl. 1950, 2. Pr.Matt in sechs Zügen




Lösung der Schachaufgabe von S. Herland:

Eine amüsante Springerbereichs-Etüde: 1.Sf1! Ke2 (nach 1...Le4 2.g7 Lh7 reicht 3.d4 Lg8 4.d5 Ld5 5.Se3) 2.Se3 Le4 (oder 2...Lh3 3.Sd5 Kf2 - beziehungsweise 3...Kf3 4.Sc7 Lf5 5.g7 Lh7 6.Sd5 - 4.Sf4 Lf5 5.g7 Lh7 6.Sh5 Lg8 7.Kb2) 3.g7 Lh7 4.Sd5 Lg8 5.Sf6 Lb3 6.d4 Lf7 7.d5 und gewinnt.


Die »Meisterpartie« wird geschrieben vom Internationalen Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 19.11.2005