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»Er konnte wieder den Audi fahren«

Hoyzer-Prozess: Marks erneut belastet

Berlin (dpa). Robert Hoyzer hat im Fußball-Betrugsprozess eigene Wetteinsätze auf von ihm manipulierte Spiele erneut bestritten und dem Verfahren eine neue internationale Dimension gegeben.

Im Auto der angeklagten Sapina-Brüder habe er eine Liste der Europäischen Fußball-Union gesehen, erklärte der Skandal-Schiedsrichter gestern in Berlin. Allerdings konnte Hoyzer vor der 12. Strafkammer des Landgerichtes nicht sagen, ob die drei Kroaten Einfluss auf Europapokal-Spiele genommen haben. Zu Wetten im Ausland schweigen die Sapina-Brüder bisher.
Dagegen bestritt Hoyzer, dass er selbst oder über Dritte auf von ihm geleitete Spiele gesetzt habe. Die Verteidigung von Ante Sapina äußerte große Zweifel an dieser Aussage: Anderthalb Stunden vor dem Regionalliga-Spiel VfL Wolfsburg Amateure gegen Fortuna Düsseldorf am 11. August 2004 habe Hoyzer mit einem engen Freund telefoniert, der während des Gespräches per Internet ein Konto beim Wettanbieter »betandwin« eröffnet habe.
Der als LKA-Beamter in Hamburg tätige Freund, dem Hoyzer laut Aussage auch 12 000 Euro für einen Autokauf geliehen hatte, wollte Sapina-Anwalt Stefan Conen zufolge 1000 Euro setzen, überschritt damit aber die zulässige Einsatzgrenze. Hoyzer erklärte dies mit einem »Tippfehler«. Nach der Partie telefonierten beide jedoch eine Viertelstunde.
Der ebenfalls angeklagte Marks, der nach Abstreiten aller Vorwürfe seit Monaten schweigt, habe seine Hilfe angeboten. Vor dem Spiel zwischen den Amateuren des VfL Wolfsburg und des Hamburger SV (0:0) am 6. November 2004 hat Marks laut Hoyzer offeriert, »etwas zu machen«. Der Versuch misslang, ein Angebot für eine Manipulation beim Spiel zwischen dem 1. FC Union und Eintracht Braunschweig eine Woche später habe Ante Sapina abgelehnt.
Marks soll jedoch selbstständig mit Ante Sapina ein Eingreifen beim Spiel Karlsruhe - Duisburg (0:3) am 3. Dezember 2004 vereinbart und 30 000 Euro erhalten haben. Damit soll Marks ein Darlehen von 7000 Euro abbezahlt und der Ehefrau ein neues Familienauto gekauft haben. »Er konnte dann wieder den Audi fahren. Er hatte sich geärgert, dass er vorher Opel Corsa fahren musste«, schilderte Hoyzer, während Marks nach unten schaute und seinen Kopf mit den Fingern abstützte.

Artikel vom 04.11.2005