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Bielefelder Glocken für Polen

Geläut der Georgenkirche erklingt künftig in Dziegielower Gemeinde

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Ich freue mich, dass unsere Glocken auch in Zukunft zum Lobe Gottes erklingen werden,« sagt Pfarrer Hans Große. Die fünf Glocken der evangelischen Georgenkirche am Botanischen Garten läuten von Ostern 2006 an in Polen.

Gestern bauten Mitglieder des Kirchenvorstandes der lutherischen Gemeinde Dziegielow in Südpolen (bei Teschen/Cieszyn) das Geläut aus. Die Georgenkirche und das Gemeindezentrum, die zur Martini-Kirchengemeinde Gadderbaum gehören, werden aus finanziellen Gründen seit drei Jahren nicht mehr genutzt und sollen verkauft werden.
Seit diesem Jahr ist auch der frühere Kirchenraum wegen erheblicher Schäden am Dach gesperrt. Man stehe in intensiven Vertragsverhandlungen mit einem Kaufinteressenten der Immobilie, so Pfarrer Hans Große. Eine Bürgerinitiative, die das Zentrum ebenfalls erwerben und erhalten wollte, habe »kein Angebot unterbreitet«.
Die Verbindung der Martini-Gemeinde zur Gemeinde in Dziegielow kam durch einen privaten Kontakt zustande; darüber hinaus gibt es schon seit 30 Jahren Beziehungen zwischen dem Diakonissenhaus Sarepta und einer vergleichbaren Einrichtung in dem südpolnischen Dorf. Schwester Lidia aus Dziegielow erzählt, dass es für die 630 Gemeindeglieder eine Kapelle gebe, zurzeit in Kirchturm gebaut werde, in dem die Glocken ihren Platz finden sollen. Die Gemeinde sei erst seit dem 1. September 2005 selbstständig und damit die jüngste unter den 133 evangelisch-lutherischen Gemeinden in Polen. Pfarrer Große betont, dass das Geläut »kein Geschenk« sei, dass man sich aber an den »Möglichkeiten der polnischen Gemeinde« orientiert habe und dass die westfälische Landeskirche den Transfer finanziell unterstütze.
Die fünf Bronzeglocken wurden vor über 40 Jahren in Herborn gegossen und wiegen zusammen 1625 Kilogramm - die größte ist 525 Kilogramm schwer, die kleinste 180 Kilogramm. Die Glocken wurden 1963 im Gadderbaumer Kirchturm aufgehängt, tragen alle Inschriften und läuteten als Bet-, als Sterbe-, als Taufglocken und an Fest- und Freudentagen. Bereits das Herrlichkeitskreuz aus dem Kirchraum fand eine neue Verwendung, zog in ein Altenheim in Bünde um.

Artikel vom 04.11.2005