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Die Magie hinterm Spiegel

»Die Chroniken von Narnia« starten mit großem Werbebudget

Von Jürgen Vahle
Bielefeld (WB). Als vor zwei Jahren der dritte und letzte Teil der »Herr der Ringe«-Trilogie über die Leinwand flimmerte, dachten viele: So schön und spannend wird Fantasy im Kino nie wieder sein! Die Skeptiker könnten sich getäuscht haben. Am 10. Dezember läuft in Deutschland der Film »Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia« an.

Mit einem gigantischen Werbeaufwand und einer packenden Geschichte sollen die Freunde von Zwergen, Hexen und Giganten wieder in die Kinosäle gelockt werden. Und die Chancen, dass der Streifen auch bei uns ein großer Erfolg wird, stehen gut.
Ebenso wie »Der Herr der Ringe« basiert »Narnia« auf einer bekannten Fantasy-Vorlage. Insgesamt sieben Geschichten aus dem magischen Reich jenseits eines Kleiderschrankes gibt es. Die Gesamtausgabe umfasst mehr als 500 Buchseiten. Dass auch die übrigen Teile in den kommenden Jahren verfilmt werden könnten, hat »Disney«, Filmverleiher und Inhaber der Vermarktungsrechte, bereits angedeutet.
Autor der »Narnia«-Bücher war der 1963 gestorbene Literaturprofessor Clive Staples Lewis. Er gehörte - wen wundertÕs - dem selben Freundeskreis wie John R. R. Tolkien, dem Vater des »Herrn der Ringe«, an. Ebenso wie Tolkien verarbeitete Lewis in seinen Fantasy-Geschichten traumatische Erlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg. Im englischsprachigen Raum sind »Die Chroniken von Narnia« lange erfolgreiche Jugendbücher. Spätestens nach dem Filmstart dürfte das auch in Deutschland so sein.
In dem 130 Minuten langen Streifen geht es um die Erlebnisse der vier Kinder Lucy, Peter, Suse und Edmund. Um sie vor den Kriegswirren in Sicherheit zu bringen, schicken ihre Eltern sie aufs Land zu ihrem Onkel, einem Professor. Hinter einem Wandschrank seines großen Hauses entdecken sie schließlich den Eingang zum magischen Land Narnia. Dort hat die weiße Hexe alle Macht an sich gerissen. Wer ihr nicht folgt, bekommt ihren Zorn zu spüren. Die vier Kinder helfen dem rechtmäßigen König des Landes, dem Löwen Aslan, gegen die Hexe zu kämpfen - und geraten dabei in phantastische Abenteuer.
Damit ein Stück der »Magie des Filmes« möglichst lange beim Kinozuschauer hängen bleibt, wurde ein ausgefeiltes Marketing-Konzept aufgestellt. In 1,5 Millionen Packungen Corn- und Schokoflakes werden in den kommenden Wochen Filmfiguren enthalten sein, die bei niedrigen Temperaturen im Eisschrank die Farbe wechseln. Auf den Packungen von Papiertaschentüchern, auf Wasch- und Reinigungsmitteln wird es Bilder des Films geben. Natürlich bietet »McDonaldÕs« in seinen 1200 Schnellrestaurants ein »Narnia-Happy-Meal« an, auf acht Millionen Packungen »Fruchtzwerge« wird es Tattoos zum Sammeln geben.
Dass der Kinofilm auf einem bekannten Buch basiert, wollen sich auch die beiden Verlage »Ueberreuter« und »Brendow« zunutze machen. Sie haben die Print-Rechte an dem Werk inne und starten besondere Kampagnen, um den Verkauf des Buches anzukurbeln. Die »Stiftung Lesen« sieht in dem Kino-Ereignis eine Chance, junge Leute für das geschriebene Wort zu begeistern. 13 000 weiterführende Schulen erhalten 24-seitige Broschüren, die auf den Film ausgerichtetes Unterrichtsmaterial enthalten. 80 000 Lehrern wird diese Broschüre überdies zur Verfügung gestellt. Dies alles macht deutlich: Trotz »Harry Potter und der Feuerkelch« und »King Kong«, die ebenfalls im Kinoherbst 2005 hoch gehandelt werden, kommt an »Narnia« im Dezember niemand vorbei.

Artikel vom 17.11.2005