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Eine perfekte Illusion
Das »Rat Pack« kommt »live from Las Vegas« nach Bielefeld
Bielefeld. Dass sich die Zuschauer am 10. und 11. Januar nicht lange in der Bielefelder Stadthalle wähnen, sondern ins Las Vegas der Sechziger versetzt fühlen werden, ist garantiert: Nahezu perfekt scheint die Illusion des Sand's Casinos zu sein. Die Showtreppe ist glamourös, und die fünfzehnköpfige Big Band samt Burelli Sisters nehmen ihr Publikum auf eine Zeitreise mit.
»Rat Pack - live from Las Vegas« ist ein Musical auf der populären Welle, verstorbenen Stars Tribut zu zollen und sie wieder zum Leben zu erwecken. Ein gemeinsames Bühnenprogramm, das nicht nur die legendären Hits von Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr. beinhaltet, sondern auch gespickt ist mit flapsigen Bemerkungen und so mancher (mal mehr, mal weniger) nett verpackten Wahrheit.
Vorsicht, Nebenwirkungen: Nachdem Robbie Williams die »Rat Pack«-Show im Savoy Theater des Londoner Westends genossen hatte, fühlte er sich berufen, in die Fußstapfen Frank Sinatras zu treten und ein Swing-Album aufzunehmen. Wer weiß, ob die Bielefelder nach dem Januar-Gastspiel des »Rat Packs« nicht auch »something stupid« anstellen?
Was Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr. nie schafften, nämlich in Ostwestfalen auf der Bühne zu stehen, wird ihren Epigonen Chris Mann, Mark Adams und Clayton Cornelious vergönnt sein. Schließt man die Augen und lauscht ihnen, meint man, das Original zu hören.
Die Show geht auf eine mittlerweile legendäre Konzertserie zurück. Im Sands Hotel von Las Vegas fanden die Dreharbeiten zum Film »OceanÕs Eleven« statt. Mit dabei unter anderem Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr. - das so genannte Rat Pack. Doch während für andere Schauspieler der Drehtag mit der letzten Klappe beendet war, ging es für das Rat Pack erst richtig los. Zweimal pro Abend traten sie noch im Casino des Hotels auf. Diese Shows, eine Mischung aus kabarettistischen Einlagen, Slapstick und der unvergleichlichen Swing Musik, entwickelten sich schnell zum Publikumsmagneten. Und ebenso wie der Film mittlerweile eine Neuauflage erfahren hat, gibt es nun auch vom »Rat Pack« die Wiederauferstehung. Und die wird absolut stilgerecht zelebriert, mit viel Liebe zu kleinen Details.
So schafft es das Trio, mit den Hilfsmitteln aus längst vergangenen Zeiten umzugehen. Eine »einfache« Showtreppe und Mikrophone mit langen Kabeln passen nicht nur optisch hervorragend in Zeit und Bild, sie stören auch bei der Choreographie nicht. Bei Drehungen wechselt hinter dem Rücken das Mikrofon die Hand, die Schritte sind so angelegt, dass man nicht über die Kabel stolpert, und alle drei gehen grundsätzlich den Weg wieder zurück, den sie gekommen sind, damit sich die unterschiedlichen Kabel nicht verknoten.
Drei Ensembles spielen »Rat Pack« derzeit weltweit - für Deutschland wird das Programm speziell zugeschnitten: »Wir sprechen weniger und singen mehr«, sagt Chris Mann. »Natürlich werde ich in Bielefeld im Gegensatz zur Londoner Aufführung auch ÝStrangers In The NightÜ singen, denn in Deutschland kann man diesen Hit von Bert Kaempfert natürlich nicht auslassen.« Wobei man der Ehrlichkeit halber sagen muss: Sinatra hat Hits wie »My Way« oder »New York New York« in der originalen Las-Vegas-Show nie gesungen - weil er sie nicht mochte.
Chris Mann: »Von ÝStrangers In The NightÜ hat er gar gesagt, dies sei das miserabelste Sch...lied, dass je geschrieben wurde.« Sei's drum - London und Bielefeld werden im Januar etwas gemeinsam haben: Den Jubel um das auferstandene »Rat Pack« und einige der größten Hits der unverwüstlichen Swing-Ära... Thomas Albertsen

Artikel vom 11.11.2005