04.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»In riesige Gefahr begeben«

Moshammers Fahrer sagt aus - Hund Daisy geht's gut

München (dpa). Am zweiten Tag des Prozesses um die Ermordung des Münchener Modemachers Rudolph Moshammer hat der Angeklagte gestern ein volles Geständnis abgelegt.
Stand in Moshammers Diensten: Andreas Kaplan. Foto: Reuters

»Ich habe ihn getötet«, gab Herisch A. vor dem Landgericht München I unumwunden zu, nachdem er tags zuvor noch ausgewichen war. »Ja, ich habe ihm ein Kabel um den Hals gelegt und fest zugezogen.« Daraufhin sei Moshammer gestürzt, so der 25-Jährige weiter. Zum Prozessauftakt hatte der wegen Mordes und Raubes angeklagte Iraker am Mittwoch lediglich eingeräumt, es könne sein, dass er dem 64-Jährigen das Kabel um den Hals legte. »Ich weiß nicht, was ich sonst noch mit dem Kabel gemacht habe«, hatte er zunächst erklärt.
Moshammer war am 14. Januar dieses Jahres ermordet in seinem Haus in Grünwald bei München aufgefunden worden. Auf dem Elektrokabel fand sich ein genetischer Fingerabdruck des 25-Jährigen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat Herisch A. den Modemacher im Streit um den Lohn für Liebesdienste und aus Habgier erdrosselt.
Moshammer, lange Jahre Liebling der Münchener Schickeria, wurde gestern von Zeugen wie seinem Arzt und seinem Chauffeur als »ein knallharter Geschäftsmann«, aber auch als sehr freundlicher Mensch beschrieben, »der im Supermarkt einkaufte und mit Leuten auf der Straße sprach«. In seinem Verhalten sei Moshammer »vorsichtig und ängstlich« gewesen. Bei seinen Auftritten seien in der Regel Leibwächter um ihn herum gewesen.
»Er hat sich in riesengroße Gefahr begeben«, sagte Chauffeur Andreas Kaplan über seinen ermordeten Chef, und bezog sich dabei auf dessen einsame nächtliche Fahrten durch Münchens Straßen, wenn er Partner für eine Liebesnacht suchte. Der 45-jährige Kaplan selbst trat von drei Leibwächter und seinem Rechtsbeistand begleitet in den Zeugenstand. Seit dem Tod Moshammers ist dessen Hündchen Daisy in seiner Pflege. Daisy sei »kerngesund, ein glücklicher kleiner Hund«, sagte er in einer Sitzungspause.
Der Prozess wird am Montag mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

Artikel vom 04.11.2005