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Von Mastvieh und Menschen

Statistisches Jahrbuch 2005: Der Durchschnittsdeutsche wiegt 74,6 Kilo

Von Jörn Bender
Wiesbaden (dpa). Der Durchschnittsdeutsche ist 1,71 Meter groß, wiegt 74,6 Kilogramm (also etwas zu viel) und telefoniert täglich neun Minuten. Wer Kinder hat, nennt sie am liebsten Marie und Maximilian.

Woher wir das wissen? Nun, das haben die bekanntesten Statistiker der Republik ermittelt. Und die haben in Wiesbaden ihr Zuhause. Jedenfalls das dienstliche. Alljährlich gibt das Statistische Bundesamt dort sein Jahrbuch heraus - jetzt liegt das für 2005 vor. Es solle Deutschland »begreifbar« machen, heißt es im Vorwort. Denn: »Mitreden in der Gesellschaft und ernst genommen werden kann nur, wer die Fakten kennt.«
Und dazu gibt es hier Auskünfte aller Art. So ist Deutschland nicht etwa das Land »von Flensburg bis Garmisch«, wie oft die größte Entfernung zwischen Norden und Süden an diesen Orten festgemacht wird. Nein, die Republik reicht von List auf Sylt bis nach Oberstdorf im Oberallgäu. Westlichste Gemeinde ist Selfkant in Nordrhein-Westfalen, östlichste das sächsische Neißeaue.
Auf 876 Kilometern von Norden nach Süden und 640 von Westen nach Osten leben 231 Menschen je Quadratkilometer - im Vergleich zu 76 im Jahr 1871. Insgesamt sind es heute 82,501 Millionen, davon 42,15 Millionen weiblichen und 40,35 Millionen männlichen Geschlechts. Sie teilen sich das Land mit einer halben Million Pferde, 2,7 Millionen Schafen, 10,4 Millionen Mastschweinen (»50 kg Lebendgewicht und mehr«) und fast 39 Millionen Legehennen (»ein halbes Jahr und älter«).
Probleme offenbaren die Zahlen vor allem beim menschlichen Nachwuchs: 706 721 Neugeborene waren fast 410 000 weniger als im Jahr 1950, als die Wiesbadener Statistiker mit ihren Zählungen begannen. Und da war die Bundesrepublik »wg. DDR« gerade deutlich geschrumpft.
Was wissen die Statistiker noch? Zum Beispiel, dass nur noch knapp zwei Millionen Menschen die Telefonseelsorge um Rat baten - und damit 100 000 weniger als ein Jahr zuvor. Die Mehrheit waren Frauen (53 Prozent), jeder Fünfte (19 Prozent) war »unbekannten Geschlechts«.
Bekannt wurde dagegen, dass Menschen beiderlei Geschlechts in Mecklenburg-Vorpommern am ehesten übergewichtig werden, während in Berlin unter Männern und in Hamburg unter Frauen die Fettleibigkeit am seltensten droht.
Außerdem kam heraus, dass 1,1 Milliarden »Bürsten und Pinsel zur Körperpflege« hergestellt wurden, 669 000 Tonnen Straßenkehricht anfielen, 8288 Deutsche Mitglied eines Vereins für Bob- und Schlittenfahren sind und Buchen - knapp vor den deutschen Eichen - die am stärksten geschädigten Bäume in heimischen Wäldern sind.
Nicht bestätigt finden die Leser des fast 700 Seiten starken »Statistischen Jahrbuchs 2005 für die Bundesrepublik Deutschland« ihr Gefühl, dass im Süden das Wetter immer besser ist: In Freiburg/Breisgau hat es gut ein Drittel mehr geregnet als in Hannover.
Warum das alles so ist und wie eines mit dem anderen zusammenhängt, erklären die Statistiker nicht. »Gewiss lässt sich die Welt nicht allein in Zahlen beschreiben«, räumt der Präsident der Behörde, Johann Hahlen, ein. Aber interessant sind sie allemal.

Artikel vom 04.11.2005