09.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Schwelle zur Zukunft

Theodor Hänsch: »Wir können in Grenzen steuern«

Garching (WB). Mit dem diesjährigen Nobelpreisträger für Physik, Professor Theodor Hänsch, Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching und in 2001 nominierter Zukunftspreis-Forscher, sprach Esther Steinmeier über seinen Zukunftsbegriff.Theodor Hänsch.
Foto: Deutscher Zukunftspreis / Ansgar Pudenz

Wie würden Sie den Übergang zwischen Gegenwart und Zukunft beschreiben? Kann man Zukunft messen?Theodor Hänsch: Wenn man es als zukünftige Zeit beschreibt, kann man sie messen. Die Frage ist, was man in den Begriff hineinlegt. Beim Zukunftspreis ist wahrscheinlich gedacht an Projekte, die zukunftsträchtig erscheinen und die die Zukunft beeinflussen. Hoffentlich in positiver Weise.
Können Menschen Zukunft gestalten?Theodor Hänsch: Wenn wir auf die Vergangenheit schauen, ja. Das ist in manchen Fällen gelungen. Wenn wir an die Erfindung des Lasers denken, des Transistors, die Mikroelektronik. Auf der negativen Seite gibt es Kriege, von Menschen angezettelt. Ich glaube schon, dass wir Einfluss nehmen können auf die Zukunft.
Dann ist Zukunft der fortwährend denkende Geist, der gleichermaßen kreiert und zerstört?Theodor Hänsch: Ja.
Noch einmal zur Definition von Zukunft: Wann fängt Zukunft an? Wenn man über Zukunft nachdenkt, beginnt sie doch genau in diesem Moment.Theodor Hänsch: Na, klar, Zukunft kommt, und wir erleben sie. Wir können steuern, aber in Grenzen. Es gibt sehr viele überraschende Dinge, die kommen, auch in der Wissenschaft. Dinge, die heute viel versprechend erscheinen, können morgen veraltet aussehen, weil jemand anders eine bessere Idee hat. Darum lässt sich die Zukunft schlecht prophezeien. Aber man kann Vergleiche ziehen mit der Vergangenheit, man kann abschätzen, ob etwas aus dem Rahmen des Üblichen hervorragt, etwas, das neue Perspektiven eröffnet.
Also ergibt sich Zukunft aus der Rückschau in die Vergangenheit?Theodor Hänsch: Darum studieren wir die Geschichte, um Lektionen zu lernen und um abschätzen zu können, was die Zukunft bringt.

Artikel vom 09.11.2005