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Polizisten sollen im
eigenen Lande kuren

Patientenzahl in Heilbädern deutlich gesunken

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Gelsenkirchen (WB). Lehrer und Polizisten aus Nordrhein-Westfalen sollen in Zukunft im eigenen Lande kuren. Das hat das Institut Arbeit und Technik (IAT) aus Gelsenkirchen gefordert.

Durch eine gezielte Verschreibung von Kuren und Rehabilitationsmaßnahmen (Reha) nach Operationen für bestimmte Berufsgruppen könne eine neue Krise in den 43 nordrhein-westfälischen Kur- und Heilbädern verhindert werden, sagte Dr. Josef Hilbert, dieser Zeitung. Hilbert leitet beim IAT den Forschungsschwerpunkt »Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität«.
Die Patienten- oder Kundenströme zur besseren Auslastung der Betten im Sinne einer sogenannten Landeskinderregelung zu lenken, wird von dem Institut aber abgelehnt. Gefordert wird hingegen eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kurregionen und Ballungszentren. Diese »Brückenschläge« würden bereits zwischen Ostwestfalen-Lippe, dem Heilgarten Deutschlands, und dem Ruhrgebiet angestrebt, sagte Hilbert. Im Ruhrgebiet werde bei Operationen Spitzenmedizin angeboten, in OWL (hier ist die Hälfte der NRW-Heilbäder angesiedelt) als Nachsorge eine Spitzenreha. Vertreter von 15 Reha-Kliniken hätten bereits Gespräche mit fünf großen Kliniken aus dem Ruhrgebiet geführt, um eine Zusammenarbeit zu vereinbaren.
Aus einem bisher noch nicht veröffentlichen IAT-Report geht hervor, dass NRW der drittgrößte Reha-Anbieter in Deutschland ist, gleichzeitig aber die meisten Reha-Patienten in andere Bundesländer zur Kur schickt. Insgesamt entsende NRW 115 000 Patienten mehr in Einrichtungen in andere Bundesländer, als es selbst von dort aufnehme, heißt es in dem aktuellen Gesundheitsreport. Die derzeitige Situation vieler Reha-Anbieter sei daher gekennzeichnet durch Auslastungsprobleme, rückläufige Antragszahlen für stationäre Maßnahmen sowie einen verschärften Wettbewerb. Ferner seien in den Heilbädern die Übernachtungszahlen zwischen 1992 und 2004 deutlich gesunken. Die Vorsorge- und Reha-Einrichtungen hätten an diesem Einbruch einen Anteil von mehr als 50 Prozent, heißt es in dem Report.

Artikel vom 04.11.2005