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Selbst auf der Kanzel stehen

Marie-Luise Marjan spielt eine Pastorin im ARD-Heimatmelodram

ARD, 20.15 Uhr: »Mutter Beimer« auf Abwegen? Etwas Abwechslung von der Serie muss mal sein, um auch die anderen Seiten des Talents zu zeigen: Marie-Luise Marjan spielt eine Pastorin im Heimatmelodram »Dem Himmel sei Dank«.
Und darin hatte sie das Lampenfieber ihres Lebens: »Ich wollte für meine Rolle der Pastorin Carla meine Studien treiben«, berichtet die 65-jährige Schauspielerin. »Also ging ich in einen Gottesdienst, und der Pfarrer sagte: Nun aber nicht nur zuhören, auch mal selbst auf der Kanzel stehen. Schon stand ich dort, las einen Bibeltext, sah auf die Gemeinde herunter, keine Komparsen, richtige Gläubige. Habe ich vielleicht gezittert.« Doch für ihre jüngste Rolle hatte sie diese Erfahrung wirklich gut gebrauchen können.
Die spielt sie nun in dem Heimatfilm. »Eigentlich hätte ich gern eine Missionarin verkörpert«, sagt die als Mutter Beimer in der ARD-Serie »Lindenstraße« bekannt gewordene Marjan. »Über meine Patenkinder in der Dritten Welt kenne ich mich dabei ja aus und weiß: Man braucht nur die Kamera hinzuhalten und hat schon die tollsten Geschichten.« Doch blieb von dieser Grundidee nur, dass Pastorin Carla Bergmann gerade aus der Dritten Welt zurückkehrt und mit ihren TV-Spendenaufrufen viel Geld für die Not leidende Bevölkerung Indiens besorgt hat.
Von Indien zieht sie ins Sauerland: Dort muss die couragierte Frau eine störrische kleine Gemeinde übernehmen, die von dieser »Frau Pastor« zunächst nichts wissen will. Carla muss den Kirchgängern erst einmal klarmachen, dass zum Beispiel farbige Asylbewerber auch Menschen sind. Private Nöte, vor allem mit der sperrigen Tochter, kommen noch hinzu, aber auch private Freuden mit dem Kunsthistoriker Konrad Berchtolsheim. Den spielt Ulrich Pleitgen: »In Hamburg wohnen wir zwei Straßen auseinander und sehen uns oft«, sagt Marjan. »Immer wieder habe ich ihm gesagt: Du, Uli, irgendwann müssen wir mal ein Paar werden. Jetzt ist es so weit, endlich.«
Hat der Film Erfolg, soll eine Reihe daraus werden. Die »Mutter Beimer« will Marie-Luise Marjan dennoch bleiben: »Die begleite ich so lange schon, die ist ein Teil von mir.« Und die Beimer-Rolle ist noch lange nicht für sie ausgereizt: »So viele brennende Problematiken gibt es, die sich mit solch einer Figur transportieren lassen, die künftige Energieversorgung zum Beispiel. Warum soll sich die Helga nicht für neue Möglichkeiten engagieren?«
Also »Lindenstraße« und kein Ende, aber ab und zu, »so alle zwei Jahre«, darf es auch einmal etwas anderes sein. Marjan: »Und wenn es mal eine Mörderin im ÝTatortÜ wäre.«
Unter Regie von Dagmar Damek spielen neben Marjan und Pleitgen noch Bettina Kupfer und Ralph Herforth weitere Hauptrollen.

Artikel vom 04.11.2005