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Rück- und Ausblick einer KiHo am Scheideweg

Zum 100-jährigen Bestehen erscheint die Geschichte der Kirchlichen Hochschule Bethel


Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Kirchliche Hochschule (KiHo) Bethel vor der größten Zäsur ihrer Geschichte steht, ist die Gelegenheit günstig, in die eigene Vergangenheit zurückzublicken: Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hat der Historiker Frank-Michael Kuhlemann (50) die Entwicklung der Einrichtung wissenschaftlich untersucht.
Als Band 13 in den Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte ist jetzt das Werk »Die Kirchliche Hochschule Bethel« erschienen. Auf 248 Seiten breitet Kuhlemann die in sorgfältigem Quellenstudium gewonnenen Erkenntnisse vor dem Leser aus - mit umfangreichem Anmerkungsapparat, aber doch flüssig zu lesen. »Mir drängt sich der Eindruck auf, als fahre der Zug jetzt in umgekehrte Richtung: Der erfolgreiche Prozess der Verwissenschaftlichung ist gestoppt; die klassische Philologie muss der funktionalen Berufsausbildung weichen.«
So drastisch mag es KiHo-Dekan François Vouga nicht sehen: »Auch nach der Fusion mit der KiHo Wuppertal zum 1. Januar 2007 behalten wir Promotions- und Habilitationsrecht - wir bleiben eine Hochschule.« Durch die Abgabe der Pfarrerausbildung zugunsten der Einrichtung eines diakonischen Kompetenzzentrums liefere Bethel nun den »diakonischen Überbau« über der Theologie. Das bedeute auch eine Rückbesinnung auf die Tradition der Bodelschwinghschen Anstalten.
Kuhlemann, selbst eine zeitlang Lehramtsstudent in Bethel und heute Privatdozent und Lehrer an der Marienschule, skizziert den Weg der KiHo aus praxisorientierten Anfängen in den Kirchenkampf, den NS-Apparat und viele Dozenten ausfochten. Kaum weniger spannend ist das Kapitel über den Neuanfang nach 1945, der 1979 im Erwerb des Promotions- und Habilitationsrechts gipfelte. Neuland betritt Kuhlemann mit den Berufsbiogrammen der Lehrenden, hilfreich sind Statistiken und Promotions- und Habilitationsthemen am Schluss des Buches. Herausgeber Matthias Benad steuert einen fundierten Aufsatz zur Lage der KiHo am Vorabend der Fusion bei.
Frank-Michael Kuhlemanns Abriss der KiHo-Geschichte (248 Seiten, 19 Euro) ist im Verlag für Regionalgeschichte und Bethel-Verlag erschienen. ISBN: 3-89534-623-3. Die Auflage (500 Exemplare) ist zur Hälfte verkauft.

Artikel vom 04.11.2005