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Qowog - Yoqimli ishtaha!

Von Amerika nach Usbekistan: Ein Streifzug unterm Jahnplatz

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Mittagspause im Büro? Komm, lass uns kurz nach Usbekistan gehen, einen Happen essen! Mich trefft ihr in den USA! Mich in der Türkei! Im Ernst: Nur wenige Schritte muss der Bielefelder gehen, wenn ihn der kleine Hunger packt - schon duftet es aus fremden Küchen. Im Jahnplatz-Forum.

Rund um den Aufgang zur Niedernstraße konzentriert sich internationale Gastronomie. Hier wird gekocht, gebraten und gebrutzelt getreu der Devise, dass, was Mustafa und Mr. Miller mundet, auch den ostwestfälischen Gaumen erfreut.
»Drei von fünf Gästen an unseren Tischen sind Deutsche«, rechnet Bayezit Dergici vom »Grill Antalya« vor. Hier wechseln täglich die Gerichte, knuspert der eine sein Börek und verkostet die andere ihren Salat mit Schafskäse.
Ganz neu ist der »Jasmin Grill«, benannt nach einem dreijährigen Mädchen aus Usbekistan. Mama Gulora Shihova bringt die Kultur aus der ehemaligen Sowjetrepublik an den Teuto. Appetit auf Hochzeit-Palow? »Das ist Reis mit Lammfleisch und Rosinen, Kichererbsen, Möhren und Zwiebeln«, erläutert die Chefin, derweil Khayrulla Appakkhodjaev in der Küche Qowog Dimlana bereitet. Was das ist? Probieren Sie!
Das Ehepaar Heinz und Brigitte Berens aus Brackwede bedauert, dass es zum Kaffee eingeladen ist. »Ich mag es lieber deftig«, sagt Berens und sehnsüchtelt in Richtung usbekische Kohlroulade. Kinder unter sechs essen bei Gulora Shihova und ihrem Mann Rizgar, einem Iraker, umsonst, für 5,80 Euro belädt sich der Gast den Teller mehrfach, der Probierteller kostet 3,50 Euro.
Appetit ist das Innewerden des Genusses, sagt Goethe, und »Bielefelds beste Zigeunerwurst gibt's hier«, sagt Peter Wegener. Er nimmt an der Theke der »Wurst-Bar« Platz, hinter der Hatice Karakis auf blitzblankem Porzellan Klassisches mit Pfiff anrichtet. Ihre Salsa-Sauce zur Teufelswurst ist schärfer als jeder türkische Krummsäbel, das Schnitzel Poesie mit Paprika und Pilzen. Mundpropaganda hat Hatice Karakis' »Wurst-Bar« mittlerweile zur gefragten Anlaufstelle für City-Bummelanten gemacht.
Um die Ecke stehen die »Social Tables«, die Kennenlern-Tische - hier löffeln Hungrige Delikates aus dem tiefen Napf: An Helmut Botterbrodts »Suppen-Bar« dampft die klassische Erbsensuppe, aber auch Hühnerfrikassee und Hähnchencurry finden ihre Liebhaber. Ofenfrisch: Backkartoffeln, sagenhaft gefüllt: Matjes-Apfel-Salat gefällig? Oder doch die gute, kühle Grönlandkrabbe auf Crème fraîche?
Den »China-Imbiss« im Jahnplatz-Forum führen Zildan Dayangan und sein Sohn Gökhan. Nudeln mit Hühnerfleisch sind der Renner. »Neu ist unser Wellness Food«, sagt Dayangan junior. »Ohne Fett gebraten, ohne Zucker und Geschmacksverstärker. Also ran an die Nr. 41, an die Gemischte Gemüseplatte!
Dir schmeckt das Essen, Lieb und Schlaf, behauptet (schon wieder) Geheimrat Goethe, wir aber nehmen abschließend einen Kaffee in der »Primadonna«-Bar. Zwischen »Caffé Latte« und »Espresso Amaretto« fällt die Auswahl schwerer als gedacht. Nur der Gertraude Charlotte Leonore Messerschmidt aus Stieghorst nicht: »Ich trinke hier fast jeden Tag mein bewährtes Tässchen Kaffee.« Illy-Kaffee, gut, aber ein bisschen teurer.
Dazu beißt der Ami wie der Ostwestfale gern in süße Muffins. Oder in einen Bagel. »Das sind herzhafte Teigringe, die wir dick und kräftig belegen«, verspricht »Primadonna«-Chefin Heike Grudda-Heinze.
Was sagt der Usbeke dazu? Der Usbeke sagt: Yoqimli ishtaha - guten Appetit!

Artikel vom 05.11.2005