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Das flüssige Gold des Südens

Deutsches Olivenöl-Panel legt hohe Qualitätsstandards fest

Gütersloh (WB). Vorsichtig greift er nach dem bauchigen blauen Glas, schwenkt es sanft hin und her und nimmt einen kräftigen Schluck. Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten.

»Das ist eines der besten Olivenöle, das ich bislang getestet habe.« Dr. Christian Gertz setzt zum zweiten Schluck an. Der 55-Jährige ist einer der bekanntesten Olivenöl-Tester in Deutschland. Er arbeitet beim Chemischen Untersuchungsamt der Stadt Hagen und hat soeben das Kerá-Olivenöl der Strenge GmbH & Co KG. aus Gütersloh geprüft.
Sein Urteil gilt in der Branche als Gütesiegel. »Leider wird allzu oft mit der Unwissenheit der Verbraucher Schindluder betrieben«, sagt der Chemiker. Das Geschäft mit dem Etikettenschwindel bei Olivenölen blüht. Denn Olivenöl wird immer beliebter, doch das Angebot auch immer größer und verwirrender. Dort, wo »extra nativ« draufsteht, ist noch lange nicht die so begehrte und qualitativ hochwertige goldgelbe Flüssigkeit drin.
»Bei Kerá handelt es sich um ein sehr harmonisches Öl von schöner Fruchtigkeit, geringer Schärfe und der nötigen Bitterkeit«, beschreibt Gertz genau die Merkmale, die die Spreu vom Weizen trennen. Der Perfektionist erklärt, dass die Fruchtigkeit nur mit der Nase, der bittere Geschmack hingegen durch die Kostprobe erkennbar ist.
Gertz ist einer der wenigen Chemiker, die dem Deutschen Olivenöl-Panel angehören, einem Kreis von Fachleuten, deren Testurteile seit gut drei Jahren auch in den Erzeugerländern anerkannt werden. Die Europäische Kommission hat Olivenöl zwar in Güteklassen geordnet, doch lässt die Gesetzgebung viel Raum für Falschetikettierung und liefert dadurch keine sicheren Informationen über den Inhalt. Das Kerá-Olivenöl zumindest hat den harten Gertz-Test bestanden. Und erhält ausgesprochen gute Noten aus dem kritischen Labor in Hagen.

Artikel vom 18.11.2005