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Verschenkter Punkt - aber die
Bayern loben sich

Nun ist der Gruppensieg in Gefahr

Turin (dpa). Uli Hoeneß wurmte die Niederlage sichtlich, und Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich sogar um den Erfolg betrogen. Doch kaum war der erste Frust über das 1:2 in der Champions League bei Juventus Turin verflogen, kam bei den Bossen des FC Bayern München der Trotz durch.
Statt kritischer Analyse gab es geradezu überschwängliche Lobeshymnen auf das eigene Team. »Das war Weltklasse-Fußball auf allerhöchstem Niveau, und es hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen«, sagte Manager Hoeneß. An die nationale Konkurrenz von Werder Bremen folgte die Kampfansage, im Bundesliga-Spitzenspiel morgen für das als ungerecht empfundene Ungemach auf Europas großer Bühne büßen zu müssen.
»Das Ergebnis war nicht korrekt. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Aber das Spiel war ein wichtiges Signal. In der Bundesliga müssen wir es jetzt richten und gleich den nächsten Sieg feiern«, forderte Vorstandschef Rummenigge mit Blick auf die Partie gegen Werder morgen.
Ob Michael Ballack gegen Bremen mitwirken kann, ist unklar. Der in dieser Saison schon mehrfach wegen Verletzungen oder Krankheit ausgefallene Mittelfeldstar hat sich gegen Turin einen Bluterguss im rechten Oberschenkel zugezogen. Mehmet Scholl musste wegen Magenproblemen schon jetzt für morgen absagen.
In Turin hatten die Bayern den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale und die bessere Ausgangslage für den Gruppensieg trotz des zwischenzeitlichen Ausgleichs von Sebastian Deisler (66.) geradezu verschenkt. Wie im Vorjahr beim 0:1 im Stadio delle Alpi erwies sich der Gegner nicht als besser, aber als effektiver. Zwei Wochen nach dem 2:1-Heimsieg der Münchener reichte Juventus der Doppelpack von Stürmer David Trezeguet (62./85.) zur Revanche.
Da der direkte Vergleich im Patt endete, werden die Gruppenspiele gegen Rapid Wien (22. November) und beim FC Brügge (7. Dezember) zum Wettschießen mit dem italienischen Rekordmeister um den ersten Platz. »Es ist schade. Ich finde, dass diese Niederlage nicht verdient ist. Aber wir haben ja noch die Chance auf den Gruppensieg«, sagte Hoeneß.
Der Manager überraschte mit rosaroter Sicht auf eine ansprechende, allerdings keineswegs sensationelle Partie. Trainer Felix Magath wollte von Weltklasse auch nicht unbedingt reden. »Das war ein gutes Spiel. Ich bin zufrieden mit der Leistung. Wir haben gezeigt, dass wir auch auswärts mit solchen Teams auf hohem Niveau mithalten können.«
Die dritte Niederlage beim dritten Champions-League-Auftritt in Italien konnte zwar nicht verhindert werden. Angesichts der beruhigenden Situation in der Gruppe A mit neun Punkten aus vier Partien schaute aber auch der Trainer beim zur Feier für Gerd Müllers 60. Geburtstag umfunktionierten Bankett entspannt drein.

Artikel vom 04.11.2005