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Ausbeulen, polieren, anblasen

Landessieger Tobias Erichlandwehr fertigt in Bethel Metallblasinstrumente

Bielefeld (sas). Im Musikverein Verl spielt Tobias Erichlandwehr die Tuba. Landessieger im Leistungswettbewerb der jungen Handwerksgesellen wurde er aber mit einem Kuhlo-Flügelhorn. Denn der 24-Jährige ist Metallblasinstrumentenmacher. Erlernt hat er seinen Beruf in der Posaunenwerkstatt Bethel.

Nach seiner Ausbildung zum Tischler, erzählt Tobias Erichlandwehr, habe er als Zivildienstleistender bei der Posaunenmission in Bethel gearbeitet. Als er dort seine Zehn-Kilo-Tuba zur Reparatur in die Werkstatt brachte, lernte er den Betrieb von innen kennen und fand Geschmack an seinem nun schon zweiten Handwerksberuf, der eher eine Rarität ist. »In der Berufsschule in Ludwigsburg, wo im Block unterrichtet wurde, waren wir aus ganz Deutschland 15 Azubis«, schmunzelt er.
Von der Trompete über Flügelhorn und Posaune bis hin zur Tuba kann Tobias Erichlandwehr alles in bester Handwerksarbeit herstellen, und ebenso führt er in der Betheler Werkstatt Reparaturen durch: ob Ventile neu justiert werden müssen, ob ausgebeult, poliert, entfettet und lackiert oder der Zug ausgetauscht wird. »Bis zu zehn Instrumente fertigen wir im Jahr, 600 bis 700 Metallblasinstrumente reparieren wir«, erzählt Horst Breitkreuz, der Erichlandwehr ausgebildet hat. Und da die Werkstatt an der Handwerkerstraße zugleich ein Ladenlokal ist, können Musiker dort auch das nötige Zubehör kaufen - vom Koffer bis zum Mundstück.
Die Kunden kommen aus weitem Umkreis, nehmen zum Teil Hunderte von Kilometern auf sich. Denn der Kauf und die Wartung eines Musikinstrumentes ist Vertrauenssache. Zudem ist die Betheler Werkstatt in weitem Umkreis ohne Konkurrenz. Dass sie hervorgegangen ist aus der Schlosserei wird deutlich, wenn man die Räume betritt: Ähnliche Maschinen, wie hier gibt es in vielen Metallbetrieben. Wenn da nicht noch in Regalen Ausbeulkugeln oder -punzen und Schallstückformen aufgereiht wären, wenn an den Wänden nicht mehr oder weniger glänzende, mehr oder weniger verbeulte Instrumente hängen würden, von denen einige auf die Reparatur warten. »Der größte Teil unserer Arbeit ist nach wie vor Handarbeit«, betont Tobias Erichlandwehr und nimmt ein Baritonhorn zur Hand, dessen Ventile nicht auf der richtigen Position stehen.
Egal, was bei einem Instrument, das der Werkstatt anvertraut wird, getan werden muss: Nach der Fertigstellung wird »angeblasen«. »Dann spielen wir die Tonleiter 'rauf und 'runter, um zu hören, ob die Tonlage richtig steht und komplett richtig anspricht«, erklärt Breitkreuz, der selbst Trompete spielt.
Landessieger Erichlandwehr - der am 12. November am Bundeswettbewerb teilnehmen wird - bleibt der Betheler Werkstatt (zu der als Dritter im Bunde Wolfgang Marschall gehört) erhalten. Im kommenden Jahr, so Betriebsleiter Peter Synowski, soll ein weiterer Azubi hinzukommen. Denn die Posaunenwerkstatt, ein »nettes, von den wenigsten erwartetes Anhängsel« der Gebäudetechnik Bethel, soll noch ein wenig ausgeweitet werden.

Artikel vom 03.11.2005