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Rädchen der Maschine

Hoyzer beschuldigt Sapina und belastet Ex-Kollegen

Berlin (dpa). Robert Hoyzer hat sich im Fußball-Betrugsprozess nur als ein Rädchen einer Manipulations-Maschinerie der Brüder Sapina dargestellt, Mitangeklagte und angeblich Beteiligte aber massiv belastet.Robert Hoyzer belastete die Mitangeklagten.
Am fünften Verhandlungstag vor dem Landgericht Berlin erläuterte der Skandal-Schiedsrichter auch die Verstrickung anderer Personen. Hoyzer betonte, dass neben Ante die mitangeklagten Filip und Milan Sapina spätestens nach dem Spiel Braunschweig gegen St. Pauli am 5. Juni 2004 über die Manipulationen wussten.
Schon nach seiner ersten, misslungenen Manipulation bei der Regionalliga-Partie Paderborn gegen Chemnitz am 22. Mai 2004 habe er Linienrichter Felix Zwayer und seinen Schiedsrichter-Kollegen Dominik Marks eingeweiht, berichtete Hoyzer. Für die Vermittlung von Marks an den Hauptbeschuldigten Ante Sapina will Hoyer 5000 Euro Provision kassiert haben. Zwayer habe zumindest bei der Regionalliga-Partie Wuppertal gegen Werder-Amateure mitgeholfen, das Spiel laut Absprache »auf den Weg zu bringen«, sagte Hoyzer.
Marks, der vor dem Prozess eine Betrugs-Beteiligung bestritten hatte, soll sich mit Ante Sapina persönlich getroffen und dabei Interesse gezeigt haben. Zudem sei auch die Regionalliga-Partie Schalke 04 Amateure gegen Paderborn (2:4) am 5. Juni 2004 beeinflusst worden, da Ante Sapina bei diesem Spiel persönlich vor Ort war, bemerkte Hoyzer. Mit einem Sieg hätte Schalke die Klasse gehalten.
Nachdem Ante Sapina ein Wettgewinn von 215 000 Euro durch die Lappen gegangen sein soll, als Hoyzer bei seinem »Probeschuss« Paderborn gegen Chemnitz den getippten Halbzeitstand nicht herstellen konnte, wollte der Ex-Referee auf Nummer sicher gehen. Für das nächste Spiel will er von Sapina neben dem eigenen 3000-Euro-Honorar 300 Euro zusätzlich für Assistent Zwayer bekommen haben. »Ich wollte ohnehin anbieten, Zwayer mit ins Boot zu holen«, erklärte Hoyzer. Ob die 300 Euro aber auch an Zwayer geflossen sind, sagte Hoyzer nicht.
Der Berliner Zwayer, der nach Einstellung der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft wieder auf der Schiedsrichterliste steht, hatte mit einer Anzeige beim DFB die Aufdeckung des Skandals mit ins Rollen gebracht.
Prozess-Beobachter vermuten in den Aussagen Hoyzers auch eine »Retour-Kutsche«. Stefan Coenen, Anwalt von Ante Sapina, sagte: »Bei jemandem, der die Ideale verkauft hat, sollte man sehr vorsichtig sein, was er einem danach verkauft.«
Um seine zweite Chance bei der Partie Wuppertal - Werder (A) habe er entgegen der Darstellung von Ante Sapina zwar nicht gebettelt, betonte Hoyzer. Er habe sich über die erste gelungene »Absprache« aber gefreut. Schon im nächsten Spiel Braunschweig gegen St. Pauli am 5. Juni und vor allem beim Pokalspiel Paderborn gegen Hamburger SV griff Hoyzer geballt in den Spielausgang ein. »Tore entgegen der Verabredung« mit Sapina habe er aus »völlig erfundenen Gründen« nicht anerkannt, gab er zu. Von Ante Sapina, der Hoyzer »seinen Schatz« nannte, habe er eine SMS erhalten: »So Dicker, jetzt bist du mein Mann.«

Artikel vom 03.11.2005