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Bremen will Bayern »treffen«

Das Schlagerspiel: München kassierte in der Allianz-Arena noch kein Tor

Von Klaus Lükewille
München (WB). Nein, eine Torverhinderungs-Police bietet der große Versicherungskonzern noch nicht an. Aber irgendwie läuft da was. Denn seit der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München in die neue Arena umgezogen ist, musste er hier bisher keinen Bundesliga-Treffer hinnehmen.

Fünf Spiele, fünf Siege, 13:0 Tore. Makellos. Doch diese blütenweiße Bilanz hat nichts zu tun mit der »Allianz«, dem Namensgeber des WM-Stadions - versichert Bayerns Trainer Felix Magath jedenfalls glaubhaft. An ihrem neuen »Spielplatz« kämpften so einige Liga-Konkurrenten, vor allem der FC Schalke 04, mit erheblichen Anpassungsproblemen. Die Münchener überhaupt nicht. 3:0 gegen Mönchengladbach. 3:0 gegen Hertha. 1:0 gegen Hannover. 2:0 gegen Wolfsburg und zuletzt 4:0 gegen Duisburg. Der Nächste, bitte.
Aber das ist ein Rivale, der sich nicht so leicht »abknallen« lassen dürfte - sondern der selbst zurückschießt. Der SV Werder Bremen kommt mit der Empfehlung von 31 Saison-Toren. Keiner hat mehr zu bieten, nicht einmal der Tabellenführer FC Bayern, der es bisher auf 24 Treffer brachte.
Der Erste gegen den Zweiten. Ein Gipfel, auf den sich Michael Ballack schon freut. Denn der Münchener erwartet eine Mannschaft, die endlich mal nicht stur mauert. Ja, sie sind schon stürmisch, diese Bremer. Aber dafür in der Abwehr anfällig bis fahrlässig. 13 Dinger haben sie bereits kassiert, die Bayern nur sieben.
Tor Nummer acht will Werder dem Oliver Kahn reinhauen. Das wäre gleichzeitig der erste Gegentreffer in der Allianz-Arena. Davon träumt ein Mann, der den Umzug an den WM-Spielort nicht mehr mitmachte. Torsten Frings, der München nach nur einer Saison schon wieder verlassen hat und jetzt erneut in Bremer Diensten steht, er kommt mit Wut im Bauch zurück. Den Bayern, die ihn nie so richtig mitspielen ließen, möchte er es zu gern zeigen. 1:0 - das wäre sein Wunschergebnis: »Denn wenn wir eine Klasse-Elf sein wollen, müssen wir so ein Ergebnis auch mal hinkriegen.«
Im Mai 2004 machten die Bremer in München ihr Meisterstück. Damals hieß es 3:1 für den SV Werder. Den Titel 2005 holten sich die Bayern wieder ganz souverän, die diesmal gleich von zwei Nordlichtern gejagt werden. Vom erstaunlich spielstarken Hamburger SV. Und natürlich von Werder Bremen, dem alten Konkurrenten.
Unvergessen die Duelle in den achtziger und neunziger Jahren, die Werder-Manager Willi Lemke einst zum »Klassenkampf« hochjazzte. Längst ist der Schlager »nur« noch eine Klasseansetzung. Und Lemke-Nachfolger Klaus Allofs sieht einen Vergleich auf Augenhöhe: »Das ist nicht mehr das Spiel der großen Bayern gegen die kleinen Werderaner.«
Wobei die Mittel und Möglichkeiten allerdings weiter einseitig verteilt sind. Der FC Bayern hat nun einmal die vollere Kasse und bediente sich schon immer gern beim Bremer Personal. Wildern an der Weser. Die eigene Auswahl stärken, gleichzeitig einen Rivalen schwächen - ein uraltes Münchener Bundesliga-Einkaufsrezept.
Auch der »Kicker« stellte fest: »Werder baut auf - Bayern kauft.« Auf der Abwerbungsliste: Trainer Otto Rehhagel, Mario Basler, Andreas Herzog, Claudio Pizarro und zuletzt das Abwehr-Ass Valerien Ismael, sie alle lockten sie aus dem Norden in den Süden. Angeblich soll der FC Bayern inzwischen auch an Klaus Allofs interessiert sein, wenn Uli Hoeneß vielleicht doch schon eher als geplant den Manager-Sessel gegen den Präsidenten-Stuhl tauschen würde.
Bremens Sport-Direktor fühlt sich geehrt. Mehr aber auch nicht. Offiziell weiß er von nichts und hat den »Fall« natürlich sofort durchschaut. Denn bei den kleinen »Psycho-Spielchen« außerhalb des Platzes, da sind sie halt ebenfalls Rekord-Meister, die Bayern.

Artikel vom 05.11.2005