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Gruppe E - die Endspiel-Vorrunde

Schalke in Überzahl unterlegen: Duell 11 gegen 9 wurde zur Zitterpartie

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Was für eine Spannung! Nach Spieltag 4 sind alle vier Vereine weiter im Geschäft. Die aktuelle Punktwertung: PSV Eindhoven 7, FC Schalke 04 und AC Mailand je 5, Fenerbahce Istanbul 4.

Dieses Vorrunden-Quartett der Champions League hat die dazu passende Bezeichnung: E - wie Endspiel-Gruppe. Denn hier steigen ab sofort nur noch finale Partien. Die große Freude der Schalker über den so wichtigen 2:0-Sieg gegen Istanbul wurde getrübt, als das Endergebnis aus Eindhoven feststand. 1:0 für PSV. Favorit Milan gestrauchelt.
»Jetzt bleibt es bis zum letzten Abpfiff dramatisch«, stellte Frank Rost fest und blickte nach vorn: »Unser Heimspiel gegen Eindhoven müssen wir sowieso gewinnen. Dann kommt es in Mailand zum entscheidenden Duell.«
Rost, der Realist. Ebbe Sand, der Optimist, bewertete die königsblaue Tabellen-Lage dagegen rosiger: »Wir sind wieder da.« Nach dem 0:0 in Wolfsburg, dem 0:6 in Frankfurt und dem 0:1 in Hamburg meldeten sich die Schalker mit einem Erfolg zurück. Ein Sieg, der allerdings unbedingt notwendig war - sonst hätten die Chaos-Tage bei diesem Verein vorläufig nicht mehr aufgehört.
»Endlich ist wieder Ruhe im Laden«, atmete Nationalspieler Fabian Ernst erleichtert auf. Wie lange? Manager Rudi Assauer verteilte Noten: »Gegen Frankfurt, das war eine fette 5. In Hamburg, das war eine 3. Und jetzt gibt es eine 2.« Mit Vorbehalt, Herr Lehrer. Denn die »2« gilt nur für die ersten 55 Minuten, da bot Schalke eine Klasse-Leistung. Aber dann, als der zweite Fenerbahce-Kicker vorzeitig das Feld räumen musste, hatten sie plötzlich Probleme.
11 gegen 9. In deutlicher Überzahl und trotzdem unterlegen. Wie geht das? Erklärungsversuche. Schalke-Trainer Ralf Rangnick: »Das habe ich im Fußball schon mehrfach erlebt. Das ist immer eine undankbare Aufgabe. Ich hätte lieber gegen die komplette Elf die 90 Minuten durchgespielt.« Kollege Christoph Daum: »Das war für Schalke eine schwierige Situation. Die fühlten sich schon zu sicher, wurden nachlässig - und dann unsicher. Wir haben zugelegt, haben alles gegeben und sind doppelt so viel gerannt.« Trotzdem konnte selbst ein anerkannter Fachmann wie Daum dann nur den Kopf schütteln: »Wir waren mit neun Leuten besser als vorher mit elf. Normal ist das nicht.«
Aber was ist in dieser Gruppe E schon normal, in der Eindhoven mit einem negativen Torverhältnis (2:3) führt? »Rechnerisch geht noch alles. Aber für uns hat sich die Lage dramatisch verschlechtert«, bekannte Daum, »wir laufen hinter der Musik her.« Dem Schalker Paukenschlag muss allerdings am 23. November gegen Eindhoven ein neuer Trommelwirbel folgen. Doch ein Heimsieg gegen den PSV ist längst noch keine Achtelfinal-Garantie. Rangick ahnt es schon: »Wir müssen sehr wahrscheinlich auch in Mailand punkten.« Aber diese Arena haben die Schalker ja in bester Erinnerung. Hier feierten sie 1997 gegen Inter ihren großen Uefa-Cup-Triumph.
FC Schalke 04: Rost - Rafinha, Bordon, Rodriguez, Krstajic - Ernst (81. Varela), Poulsen - Altintop (64. Sand), Lincoln, Kobiaschwili, Kuranyi (90./+1 Bajramovic)
Fenerbahce Istanbul: Volkan - Serkan, Fabio Luciano, Önder, Özat - Selcuk, Aurelio, Appiah, Tuncay - Anelka, Nobre (46. Yozgatli)
Schiedsrichter: Medina Cantelejo (Spanien) - Zuschauer: 53 993 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Kuranyi (32.), 2:0 Sand (90.)
Gelbe Karten: Rafinha / Tuncay, Özat
Gelb-Rote Karte: Aurelio (55./wiederholtes Foul)
Rote Karten: Fabio Luciano (40./Notbremse)

Artikel vom 03.11.2005