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Öfter mal was Neues
Mercedes stellt mit der R-Klasse eine weitere Baureihe auf die Räder
Kombi-Überdrüssige? Van-Umsteiger? Limousinen-Aussteiger? So richtig will sie sich nicht erschließen, die Zielgruppe für die neue R-Klasse von Mercedes.
Es ist zweifelsohne ein eleganter Reisewagen, den Mercedes hier auf die Räder gestellt hat. Von daher macht das R in dieser Modellreihe schon einmal Sinn. Und es ist ein großes Auto. Bei einer Breite von 1,92 und einer Höhe von 1,66 Metern können sich die Kunden zwischen zwei Längen entscheiden: 4,92 oder 5,16 Meter stehen zur Wahl. In beiden Varianten lässt es sich äußerst bequem auf Einzelsesseln sitzen - zumindest, wenn vier Personen an Bord sind. »Auch in der zweiten Reihe noch erste Klasse sitzen. Das war eine der Maßgaben für die sechssitzige R-Klasse«, unterstreicht ein Mercedes-Sprecher. Dieses Ziel wurde eindeutig erreicht.
In Reihe drei, hier gibt's zwei weitere in den Boden wegklappbare Einzelsitze, ist es mit der echten Bequemlichkeit vor allem für größer gewachsene Reisende indessen schnell vorbei. Und sind alle Plätze belegt, bleibt ein Ladevolumen von gerade einmal 244 Litern. Das ist eher dürftig. 1959 Liter sind es dagegen, wenn bis auf die vorderen Sitze alles flachgelegt wird.
Für die Übersicht vom Fahrerplatz aus nach draußen hilft das allerdings auch nicht. Weder nach hinten noch nach vorn ist zu erkennen, wo das mächtige Gefährt endet. Das orientierende Piepen der Einparkhilfe (777 Euro) ist da fast ein Muss.
Im Innenraum des Grand Sports Tourer - so bezeichnet Mercedes sein »einzigartiges Fahrzeugkonzept« - fällt indessen die Orientierung leicht. Instrumente und Anzeigen liegen wie bei Autos mit dem Stern gewohnt bestens im Blickfeld.
Auf der Strecke zeigt sich die R-Klasse souverän. Hier fühlt sich das 2,2 Tonnen schwere Auto so richtig wohl. Satt liegt der Wagen auf der Straße, kreuzbrav zieht er seine Bahn. In schnell gefahrenen Kurven schiebt das Gewicht zwar spürbar nach. Der permanente Allradantrieb in Verbindung mit dem gut abgestimmten Fahrwerk garantiert jedoch jederzeit beste Bodenhaftung.
Um das mächtige Schwergewicht auf Touren zu bringen, bietet Mercedes drei unterschiedliche Triebwerke an. Der Sechszylinder Diesel im R 320 CDI leistet 224 PS (165 kW/ 52 200 Euro) und überzeugt mit kraftvollem Durchzug sowie größter Laufruhe, wie erste Kilometer eindrucksvoll unterstreichen. Allerdings ist dabei auch klar, dass die R-Klasse durstig ist.
Trotz moderater Fahrweise zeigt der Bordrechner 11,4 Liter an (Werksangaben 9,4). Sechs Zylinder werkeln auch unter der Haube des R 350 Benziners, der 272 PS (200 kW/51 504 Euro) zur Verfügung stellt. An der Spitze der Motorenpalette rangiert der R 500. Das V8-Triebwerk hat eine Leistung von 306 PS (225 kW/64 960 Euro - langer Radstand jeweils 1740 Euro mehr). Alle drei Antriebsvarianten sind serienmäßig mit einer Siebengang-Automatik kombiniert und auch ansonsten schon recht umfangreich ausgestattet.
Wer nur auf Platz schaut, ist vermutlich mit der E-Klasse als T-Modell (fast preisgleich mit der R-Klasse) besser bedient. Wer dazu aber noch eine außergewöhnliche Optik will und weder Van noch Kombi mag, für den ist der Grand Sports Tourer eine denkbare Alternative.
Wolfgang Schäffer

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Artikel vom 05.11.2005