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Frauenkirche:
Queller Steine
in der Fassade

Gesellenstücke von Auszubildenden

Von Ulrich Hohenhoff (Text)
und Markus Poch (Foto)
Quelle (WB). Ein »Denkmal für die Ewigkeit« hat sich der Queller Steinmetzbetrieb Jauer in Dresden gesetzt. Unter den tausenden für den Wiederaufbau der Frauenkirche kunstvoll restaurierten oder neu angefertigten Steinen befinden sich auch vier »verkröpfte Eckgesimse«, die von den damaligen Jauer-Auszubildenden Dieter Vorat und Terry Cornway in Quelle angefertigt wurden.

Lebhaft erinnert sich Uwe A. Jauer, Steinmetzmeister und Restaurator, an eine Ausschreibung der Dresdner Dombau-Hütte in Fachzeitschriften. »Die suchten damals händeringend Experten für eine derartige Aufgabe.« Jauer hatte die Idee, seinen beiden Auszubildenden im dritten Lehrjahr die Arbeit als Gesellenstück vorzuschlagen. Die waren begeistert, und auch die Dombau-Hütte stimmte zu. Dieter Vorat, damals 19 Jahre jung und inzwischen selbst gestandener Steinmetzmeister: »Eine Riesenherausforderung, die uns zudem sehr viel Freude gemacht hat.«
Vier rohe Quader von jeweils 60 mal 75 mal 75 Zentimeter lieferte die Dombau-Hütte nach Quelle. »Nicht nur eine schwere, sondern auch eine schwergewichtige Aufgabe«, sagt Uwe A. Jauer. »Jedes Stück wog 810 Kilogramm.« Dem Steinmetzbetrieb gestellt wurden die Werkzeichnungen. Alle für den Neubau der Kirche benötigten Steine wurden dreidimensional mit CAD-Zeichentechnik geplant. »So konnte auch das vorhandene Material digital erfasst und in die Zeichnung eingefügt werden. In der wieder aufgebauten Fassade sind die alten, dunkleren Steine gut zu erkennen.«
Mit Spezialwerkzeug wie Knüpfel, Fäustel, Spitzeisen und Flacheisen machten sich die Queller ans Werk. 70 Arbeitsstunden wurden in jedes der Stücke investiert. »Wir sind praktisch in die Aufgabe hineingewachsen«, beschreibt Jauer die oft mühevolle Arbeit, bei der es schon auch auf den Millimeter ankam. »Von der Schwierigkeit her sehr anspruchsvoll.« Nicht nur die Dombauhütte war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden, die beiden Prüflinge erhielten für ihre Gesellenstücke die Note »Zwei«. Das war im Jahr 1997.
Inzwischen sind die bearbeiteten Elbsandsteine aus Quelle längst in die Fassade an ihrem vorgesehenen Platz im unteren Hauptgesims in acht Metern Höhe (Wasserführung zwischen den oberen und unteren Fenstern) integriert. »An Hand der Zeichnungen könnten wir den Standort genau nachvollziehen, mit bloßem Auge sind die verkröpften Eckgesimse wahrscheinlich so nicht auszumachen, sie sind Teil eines Gesamtkunstwerkes«, meint Jauer.
Der Chef des hoch qualifizierten Queller Betriebes bedauert, dass er die TV-Übertragung von der Weihe der Frauenkirche nicht sehen konnte, will sich aber persönlich ein Bild von dem imposanten wieder hergestellten Bauwerk machen. »Unser Betrieb arbeitet zurzeit ohnehin in Leipzig, und von dort ist es ein Katzensprung nach Dresden.« Und auch sein ehemaliger Lehrling Dieter Vorat will »sein« Werk persönlich in Augenschein nehmen. »Eine Reise dorthin muss drin sein, schließlich habe ich ja durch mein Gesellenstück eine besondere, persönliche Beziehung zur Frauenkirche.«

Artikel vom 03.11.2005