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 n Die Mitbewohnerin...


...ist verliebt

Kein Mann könne sie jemals trennen. Zumindest nicht während ihres Studiums, dachten Katrin und Mandy. Der Zeit ihrer gemeinsamen Wohnung. Katrin war schon seit Jahren vergeben, an einen BWLer, der im 48sten Semester plötzlich auf Lehramt (katholische Theologie und Sachkunde) umsattelte und in eine andere Stadt zog. Sie kannte Höhen und Tiefen, allabendliche Telefonate und gebrauchte Nachhemden zum Schnüffeln.
Mandy war das fremd. Typen für die Party kamen ihr gelegen, mehr nicht. Damit müsse sie sich jetzt auch noch nicht beschäftigen, erklärte sie ihrer Mitbewohnerin, der Spießerin. Gut, dass es Skifreizeiten mit netten Skilehrern gibt. Mandy nahm erst die Piste, dann den Mann in Angriff. Sinnbildlich für alles, was später geschehen sollte. Denn seit sie ihren Lehrer, der auch noch Lehramt studiert, an der Seite hat, wird sie immer größer - vor lauter Dominanz. Ihr Freund immer kleiner.
Auch Katrin leidet unter der Konstellation. Überall, wo sie sich mit Mandy unter vier Augen wähnt, erscheint plötzlich Christian. Mal als Stimme am Handy, mal auf den Urlaubsbildern, von der lieben Mitbewohnerin wie aus dem Nichts herbeigezaubert. Er ist omnipräsent. Selbst im Badezimmer auf der Fußmatte, zumindest haarweise.
Katrin kommt damit nicht mehr klar. Sie wünscht sich ihre alte Single-Freundin zurück. Ihr Argument: »Wenn du so weiter machst, sind wir irgendwann beide weg. Ich aus Frust. Er aus Körperlängenschwund.« Bei einem Meter und 65 Zentimetern gar nicht so unwahrscheinlich.
Laura-Lena Förster

Artikel vom 08.11.2005