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Komödie verzichtet
auf »Betroffenheitskitsch«

»Café Umberto« von Moritz Rinke hat im TAM Premiere

Bielefeld (bp). Darf man über Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, lachen? »Ja, bitte, unbedingt«, wünscht sich Intendant Michael Heicks, der »Café Umberto« von Moritz Rinke inszeniert. Das Stück hat am Samstag, 5. November, 19.30 Uhr, Premiere im Theater am Alten Markt.

Lachen sei erlaubt, ja, erwünscht, weil sich das Stück nicht »sozialvoyeuristisch« mit dem Thema Arbeitslosigkeit beschäftige. Es habe Elemente der klassischen Beziehungskomödie und verliere sich nicht im Beftroffenheitskitsch. Heicks betont jedoch ausdrücklich: »Wir nehmen das Thema ernst.« Rinke beschreibt ein Modell von einem Leben jenseits der Arbeitsgesellschaft. Dramaturg Uwe Bautz: »Das Theater ist genau der Ort, wo man über ein solches Modell gründlich nachdenken kann.«
Rinke konzentriere das »alles überlagernde Thema Arbeitslosigkeit« auf drei Paare: Die Agentur für Arbeit hat keine Jobs mehr anzubieten. Dafür betreibt dort Umberto seine Ich-AG, sein Café. Er schäumt Milch und ein Beamter verwaltet den Vermittlungsnotstand. Hier lernt der Musiker Jaro die Modedesignerin Jule kennen, deren Scheitern sie in die Liebe und den inneren Ruin treibt. Auch Anton und Paula, ein Akademiker und eine Malerin, trinken hier ihren Kaffee, der allmählich die jahrelange Beziehung der beiden aufweicht. Lukas, Erdkundelehrer, bestellt mehr als er bezahlt und ist dem Erfolg seiner Freundin Sonia, eine bekannte Moderatorin, ausgeliefert und nicht gewachsen. Der Direktor der Agentur für Arbeit will aus seiner Behörde das erfolgreichste Amt aller Zeiten machen - und verliert darüber den Verstand. Heicks möchte das Arbeitsamt als einen »kreativen Ort« verstanden wissen, ein Ort, der (vielleicht) auch Auswege bietet.
Akteure auf der Bühne sind Stefan Imholz, Christina Huckle, Ulrich Neuweiler, Thomas Wolff, Claudia Mau, Harald Gieche, Carmen Priego, Oliver Baierl, Mathias Reiter und Andreas Hilscher.
Einen Tag vor der Premiere, am Freitag, 4. November, 20.30 Uhr, liest Moritz Rinke im TAM aus seinem Neuen Buch »Das große Stolpern«. Karten dafür gibt es im Vorverkauf.

Artikel vom 03.11.2005