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Ein »Fußball-Dorf« in Feier-Laune

Verler bringen BVB-Ordner zum Schweigen und lassen dann eine Party steigen

Verl (mapu). Am 13. Oberliga-Spieltag wurde Borussia Dortmund II ihr geliebtes Stadion »Rote Erde« völlig aus der Hand gerissen. Zunächst war mit dem 3:4 gegen den SC Verl der sportliche Heimnimbus zerbröckelt, dann feierten die schwarz-weißen Triumphatoren auch noch minutenlang eine Fußball-Party auf feindlichem Terrain. Der kleine Club von der Poststraße hatte die Kontrolle in der Großstadt übernommen.

Letztlich verzagten selbst die peinlich strengen Ordner des BVB. Hatten die überdurchschnittlich zahlreich vertretenen Sicherheitskräfte vor Anpfiff noch siegessicher einem Gütersloher Radio-Reporter mit Stadionverbot gedroht, weil der Journalist mit einem Fuß auf der »heiligen« Tatanbahn stand, ließen die Leibchenwächter am Ende die zuvor hermetisch abgeriegelten Zuschauer sogar zu ihren Verler Fußball-Helden in den Kabinengang stürmen.
Die fröhliche Schar von gut 500 mitgereisten Verlern hatte die strengen »Zurückhalter« wohl erweicht. In der frenetischen Beifall spendenden Menge tummelte sich auch ihr Bürgermeister Paul Hermreck, der zu diesem besonderen Top-Spiel seine Unterstützung zugesagt hatte. Und er war hellauf begeistert: »Es ist wirklich toll, was unsere Mannschaft leistet. Auf solch eine unterhaltsame Art und Weise macht Fußball wieder Spaß. Und erfolgreich sind sie auch noch. Echt klasse!«
Es wird wohl noch zahlreiche Anlässe zum Jubeln geben. Denn nach den Niederlagen von Bochum und Herne sowie dem Remis von Lotte hat der SC Verl bereits sechs oder mehr Punkte Abstand zu seinen ärgsten Verfolgern. Im Titelsprint bahnt sich daher immer mehr ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Dortmund an. Ob sich da wohl noch einmal eine dritte Partei einmischen kann?
Carsten Jaksch-Nink ist jedenfalls überzeugt davon, dass das führende Duo niemand mehr aus der Bahn werfen wird. Der aus Gütersloh stammende Verwaltungsdirektor des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW) war bereits am Samstag einer offiziellen Einladung zum Bundesligaschlager zwischen den Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach gefolgt. »Als alter Verler habe ich mir einen Tag später dieses Oberliga-Spitzenspiel natürlich auch nicht entgehen lassen.«
Nach »90 superspannenden Minuten«, die er zusammen mit seiner Familie verfolgt hatte, zeigte sich der ehemalige Gütersloher Fußballkreis-Vorsitzende schier beeindruckt vom Potenzial des SCV im Jahre 2005: »Dieses Team hat sehr viel Substanz. Ich habe auch die 0:3-Niederlage des FC Gütersloh hier in Dortmund live angeschaut. Wenn ich diese beiden Spiele vergleiche, ist für mich ein klarer Klassenunterschied zwischen Gütersloh und Verl zu erkennen. Der SCV hat das Zeug, am Ende ganz oben zu stehen.«

Artikel vom 01.11.2005