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Zweite Wahl als
erste Mannschaft

Arminias starkes letztes Aufgebot

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Am Ende riss diese Parade-Partie die Zuschauer von den Sitzen. Sie feierten Arminias letztes Aufgebot, das sich nun schon seit Wochen in der Bundesliga behauptet und mit dem spektakulär herausgespielten 4:1 gegen Hannover 96 sogar bis in die obere Tabellenhälfte stürmte.

Mehr kann das Bielefelder Fußball-Herz wohl kaum verlangen. »Jetzt wollen wir auch in Frankfurt bestehen und nachlegen«, versprach Michael Fink. Der Mittelfeldspieler hatte gegen die Niedersachsen gleich nach 48 Sekunden feststellen dürfen, dass mitunter auch das Glück ein guter Helfer sein kann. Sein abgefälschter Schuss landete zum 1:0 im Netz. »Klar war das Glück. Aber wer es gar nicht erst probiert, trifft nie. Außerdem: Tor ist Tor.«
Trainer Thomas von Heesen hat Fink übrigens vorausgesagt, dass er in ein oder zwei Jahren für acht bis zehn Saisontore in Frage kommt. Der beförderte Reservist begriff, dass ein Profi sich etwas zutrauen muss, wenn er weiterkommen will. Er ist bereit, dies auch im eigenen Kreis zu zeigen. Freiwillig räumt Fink seinen festen Platz, den er vom lange fehlenden Rüdiger Kauf übernahm, nicht. »Ich werde dafür kämpfen, in der Mannschaft zu bleiben.«
Das gilt auch für die anderen Spieler, die vor der schwarzen Bielefelder Verletzungsserie nicht damit rechnen konnten, zum Stammpersonal zu zählen. Nun ist die zweite Wahl erste Elf und ganz bestimmt keine Notlösung mehr. Fink sieht darum auch keinen Änderungsbedarf: »Wir spielen gut, wir haben Erfolg. Wen soll der Trainer rauslassen?« Deswegen müssen sich auch die genesenen Fatmir Vata und Nebojsa Krupnikovic erst wieder hochdienen.
Dass der 33 Jahre alte Vata Gas gibt wie ein Rennfahrer, war in seinen 28 Einsatzminuten gegen »96« zu sehen. Doch von Beginn an dürfte er auch in Frankfurt noch nicht wieder dabei sein. Krupnikovic trainiert wieder voll mit und würde gern bei der Eintracht den leider nun auch noch ausfallenden Radim Kucera im defensiven Mittelfeld beerben. »Ich bin fit und bereit«, ließ er seinen Trainer wissen. Thomas von Heesen schmetterte das Ansinnen allerdings ab ab: »Theoretisch kann er das spielen, praktisch aber nicht.«
Wohin überhaupt mit »Krupi«? Dass der Profi dies im nicht auf ihn zugeschnittenen Arminen-System offenbar selbst nicht so genau weiß, soll er im kleinen Kreis geäußert haben. Wenn sich dann zur Rückrunde auch die weiteren Rekonvaleszenten Kauf, Petr Gabriel, Massimilian Porcello und Tobias Rau wieder zurückmelden, gibt es ohnehin eine verschärfte interne Ausscheidung um die begrenzten Positionen in der Anfangsformation. »Konkurrenz ist gut. Sie spornt an und belebt das Geschäft«, wird sich Fink dem Vergleich stellen. Arminia gegen Arminia - vielleicht wird dieses Spiel aber auch nie angepfiffen. Denn die Erfahrung lehrt: Benötigt wird jeder, und komplett ist eine Mannschaft sowieso selten.

Artikel vom 01.11.2005