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Vierte Nacht der Gewalt in Paris

Jugendliche Bandenmitglieder stecken Autos an - sozialer Brennpunkt


Paris (dpa). Trotz einer massiven Polizeipräsenz ist es in dem Pariser Vorort Clichy-sous-Bois in der vierten Nacht hintereinander zu Gewaltausbrüchen gekommen. Zwei Tränengas-Granaten explodierten in der Nacht zum Montag in einer Moschee, was zu einer panikartigen Flucht der Gläubigen führte. Personen wurden dabei jedoch nicht verletzt. Unklar blieb, wer die Granaten geworfen hatte.
Jugendliche Bandenmitglieder, die bereits in den vergangenen Nächten dutzende Autos in Brand gesteckt hatten, zündeten erneut acht Fahrzeuge an. Sechs Polizisten seien durch Steinwürfe leicht verletzt worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Bobigny mit.
Elf Jugendliche seien vorläufig festgenommen worden. Acht müssten sich vor Gericht verantworten, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Innenminister Nicolas Sarkozy hat »die ganze Wahrheit« über den Ablauf der Ereignisse zugesichert.
Der sozialistische Ex-Ministerpräsident Laurent Fabius warf dem bürgerlichen Sarkozy Versagen vor. »Wir müssen uns gleichzeitig um Prävention, Repression, Ausbildung, Wohnungspolitik und Jobs kümmern und nicht nur den Cowboy spielen«, sagte Fabius. Sarkozy hatte kurz vor den Unruhen eine Offensive gegen Kriminelle gestartet. Dafür sollen besonders ausgebildete Polizisten in sozialen Brennpunkten in ganz Frankreich eingesetzt werden.
Auslöser der Unruhen war der Unfalltod zweier Jugendlicher am vergangenen Donnerstag. Sie glaubten sich von der Polizei verfolgt und hatten sich in einem Transformatorhäuschen versteckt, wo sie von Stromschlägen tödlich verletzt wurden.

Artikel vom 01.11.2005