01.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zum Chat-Verbot gibt's Alternativen

Fachgruppe MiNa lädt Eltern und Erzieher zu einer Fachtagung ein

Bielefeld (-er). Vielen Eltern jagt die Vorstellung, dass ihre Tochter im Chatroom einer Internetseite flirtet, Schauer über den Rücken. Auch Lehrer und Erzieher wissen häufig nicht, wie damit umzugehen ist. Die Fachgruppe MiNa (Abkürzung für: Mädchen im Netz aktiv) des Sozial- und Kriminalpäventiven Rates der Stadt Bielefeld empfiehlt Eltern, statt eines Verbotes ihre Töchter fit zu machen.

Bei der Fachtagung »Mädchen im Chat - Zwischen Faszination und Risiko« gibt es für Erziehungsberechtigte, für Pädagogen und Erzieher Informationen über das Beratungsangebot und über angeleitete Gruppenangebote für Mädchen. Die Tagung findet am Montag, 28. November, im großen Saal des Neuen Rathauses statt (ab 13.30 Uhr). Und die Teilnehmer können dort auch Internet-kundigen Mädchen über die Schulter schauen und sie zu ihren Erfahrungen befragen. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Fachgruppe MiNa - das sind:
- Mädchentreff Bielefeld e.V. (bietet unter anderem ein pädagogisch betreutes Internetcafé für Mädchen verschiedener Altersgruppen, Einführungen in Nutzung von Computer und Internet
- BellZett e.V. (bietet Mädchen-stärken-Kurse, ab fünf Jahre; Mädchen-Kurse zum Thema Chatten und Blind-Dates, von elf bis 17 Jahre; Fortbildung für Pädagoginnen
- Kommissariat Vorbeugung der Polizei Bielefeld (Elternabende)
- Mädchenhaus e.V. Beratungsstelle (persönliche Beratung, telefonisch und Online; Beratung für Pädagoginnen und für Eltern).
»Eltern haben den Wunsch zu schützen, sollten dabei aber auch nicht vergessen, ihre Töchter zu unterstützen«, sagt Karin Krudup (BellZett). Die mangelnde Kenntnis der Erwachsenen führe häufig zum Verbot, ins Internet zu gehen, so dass Mädchen es heimlich machen - auch in Internetcafés.
Und Dorit Jording (Verein Mädchenhaus) ergänzt: »Besser ist es, den Mädchen deutlich zu sagen, worauf sie achten sollen.« Denn dass ein übers den Chatroom geknüpfter Kontakt auch zu einem persönlichen Treffen führt, kommt gar nicht so selten vor. Ein Viertel der Mädchen hat sich schon einmal mit einem Chat-Partner getroffen.
»Chatrooms haben ihre eigenen Regeln und die muss man kennen«, betont Karin Krudup. Das »Du« ist üblich, und wer kann schon wissen, ob sich hinter einem 16-Jährigen wirklich ein Teenager verbirgt oder womöglich ein Erwachsener, der auf diesem Wege Kontakt zu Mädchen und jungen Frauen sucht? »Es gibt schon Indizien, bei denen man sehr vorsichtig werden sollte.« Und dann sei es das Beste, das Mädchen wehre nicht nur ab, sondern vertraue sich einem Erwachsenen an.
Zudem gibt es einfache Grundregeln, die auch den Flirt im Internet zu einer harmlosen virtuellen »Begegnung« macht. Sinnvoll ist es, nicht unter dem eigenen Namen (und wenn, dann nur Vornamen), sondern unter einem Spitznamen oder »Nick-Name« zu kommunizieren. Persönliche Daten (Anschrift, Schule und ähnliches) bleiben besser ungenannt. Kommt einem Mädchen etwas merkwürdig vor, gibt es ein einfaches Mittel: Chat abbrechen.
Wer mehr wissen will, ist bei der Fachtagung »Mädchen im Chat - Zwischen Faszination und Risiko« richtig. Anmeldungen werden ab sofort beim Bellzett entgegen genommen. Entweder postalisch (Sudbrackstr. 34 a, 33611 Bielefeld), oder per E-Mail: info@bellzett.de. Anmeldeschluss ist Freitag, 18. November. Handzettel liegen unter anderem in den Bürgerberatungen aus.

Artikel vom 01.11.2005