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Kunden beweisen Kauflaune

Verkaufssonntag ließ Kassen klingeln - Weihnachtsgeschäft beginnt erst spät

Von Dietmar Kemper
und Edgar Fels
Bielefeld/Paderborn/Herford (WB). »Es war ein wunderschöner Tag, der Mut macht«, schwärmt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Herford, Gerd Hensel. Die verkaufsoffenen Sonntage in Herford, Bielefeld, Paderborn, Bünde und Lübbecke ließen die Kassen klingeln. Und das, bevor das Weihnachtsgeschäft überhaupt begonnen hat.
Bald ist Weihnachten: Christina Löwenberg aus der Geschenkartikelabteilung von Zurbrüggen in Bielefeld zeigt Christbaumkugeln. Die Traditionsfarben Rot und Gold sind wieder mehr gefragt. Foto: Stefan Hörttrich

»Die Leute waren mit Blick auf den 1. November in Feiertagslaune und haben gekauft«, sagte Daniel Kullmann von EK/servicegroup am Montag. Das Bielefelder Unternehmen beliefert 2500 Einzelhändler mit Ware. Mit Heiligabend hätten die dichten Menschentrauben in den Innenstädten nichts zu tun gehabt. Kullmann: »Wir beobachten, dass das Weihnachtsgeschäft immer später beginnt und sich in den letzten zwei Wochen vor dem Fest ballt.«
Der Einzelhandel in OWL erwirtschaftete 2004 einen Umsatz von 10,6 Milliarden Euro. An den vergangenen Sonntag werden sich die Geschäftsleute gern erinnern. »Die Verbraucherstimmung ist gut«, sagte der Hauptgeschäftsführer des regionalen Einzelhandelsverbandes, Stefan Genth. Der Prokurist des Textilhauses Klingenthal in Paderborn, Uwe Bulk, bewertete den Zustrom der Kunden als gutes Zeichen für die nächsten Wochen.
Das Bielefelder Karstadt-Quelle-Haus machte am Sonntag in nur fünf Stunden soviel Umsatz »wie sonst an einem Samstag«, stellte Geschäftsführer Thomas Kunz am Montag zufrieden fest. Bis zu 12000 Kunden seien in das Kaufhaus geströmt. Wider erwarten sei auch Herbstbekleidung gekauft worden. »Das passte zwar nicht zu dem warmen Wetter, wohl aber zur Jahreszeit«, sagte Kunz.
Auch bei Peek & Cloppenburg in Bielefeld klingelte es Sonntag in der Kasse. »Wir haben mehr Umsatz gemacht als am Samstag davor«, freute sich Geschäftsleiterin Claudia Grieger. Gleichwohl hält sie den Sonntagsverkauf nicht geeignet für eine Dauereinrichtung. »Dann wäre der Charme des Besonderen weg.«
So sieht es auch Carsten Büchner, Abteilungsleiter bei Sinn-Leffers in Bielefeld. »Man darf derartige Aktionen nicht überstrapazieren.« Bei Sinn-Leffers florierte vor allem der Verkauf von Herrenbekleidung, der an diesem Tag 40 Prozent des Hausumsatzes ausmachte und deutlich über dem sonst üblichen Schnitt von etwa 25 Prozent lag. Büchner: »Am Wochenende sind die Männer mit Einkaufen an der Reihe.«
Viele Bürger zog es auch in das kürzlich eröffnete KarstadtSchnäppchencenter in Paderborn. »Wir haben 25 Prozent mehr Umsatz gemacht«, bilanzierte Abteilungsleiter Markus Deuter. Kein Zweifel: Der in vielen Städten der Region ausgerichtete Verkaufssonntag hat dem Handel gut getan. Nun hofft die Branche vor allem auf die beiden traditionell starken Monate November und Dezember. »Noch liegen wir leicht im Minus«, beklagt Karstadt-Geschäftsführer Kunz. Ähnlich geht es Sinn-Leffers. »Wir müssen auf das Weihnachtsgeschäft hoffen«, spricht Büchner für wohl alle Kollegen.
Auch der Vorsitzende des ostwestfälisch-lippischen Einzelhandelsverbandes, Ferdinand Klingenthal aus Paderborn, warnte vor Euphorie: »Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Ich würde mich freuen, wenn wir im Weihnachtsgeschäft wieder die Vorjahreszahlen erreichen können.«
Wenn es auf Heiligabend zugeht, werden in diesem Jahr vor allem Artikel gekauft, die in den eigenen Wänden für Geborgenheit sorgen und die Zimmer verschönern wie Vasen und Kerzen. »Emotionale Lifestyle-Artikel sind schon jetzt stark gefragt«, sagte der EK-Sprecher Kullmann. In wirtschaftlich schweren Zeiten machten die Menschen ihre Wohnung zur wohligen Rückzugsoase.

Artikel vom 01.11.2005