01.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Moning redet
Tore herbei

Positive Suggestion für VfB Fichte

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die guten Nachrichten vorweg: Robert Mainka, der beim 2:3 des VfB Fichte in Schermbeck Blut gespuckt hatte, konnte das Krankenhaus in Dorsten inzwischen wieder verlassen; ein Lungenspezialist attestierte ein geplatztes Äderchen als Ursache. Entwarnung auch bei Güven Aydin, der vorerst bis Mittwoch krank geschrieben ist. Er hat »nur« eine schwere Prellung.

Interimstrainer Sven Moning rechnet damit, am Sonntag wieder auf seine Defensivstütze zurückgreifen zu können. »Güven ist ein Eisenfuß. Und ein Eisenfuß meldet sich am Donnerstag zurück«. Womöglich zuviel des Zweckpotimismus'. »Mein Knöchel ist dick und blau«, klagt der 31-Jährige, für den bereits in der zweiten Minute das Aus kam. »Auch mein Knie tat höllisch weh. Ich dachte, da sind alle Bänder durch«. Obwohl der VfB Fichte nach dem Aufstieg in die Oberliga im Jahr 2001 gerade seine tiefste Talsohle in der vierthöchsten deutschen Fußballliga durchschreiten muss, gibt sich Aydin betont gelassen. »Beim DSC Arminia II, zu Verbandsligazeiten unter Trainer Heiko Meier, sah's einmal noch schlimmer für uns aus. Jeder hatte uns abgeschrieben. In der Rückrunde haben wir dann eine Aufholjagd gestartet«.
Auch wenn die Bielefelder nach 13 Durchgängen sechs Punkte Rückstand auf den Vorletzten und sieben auf Nichtabstiegsplatz 15 aufweisen, bringt Güven Aydin in Erinnerung, dass »wir noch in der Hinserie sind. Wir können bis zur Winterpause noch zehn Punkte holen. Die Mannschaft will, und das ist die Basis für Erfolgserlebnisse«. In den anstehenden beiden Heimspielen gegen die (schlagbaren) Amateurteams der SF Siegen und LR Ahlen »muss was passieren, und da wird was passieren«.
Derlei selbstbewusste Töne sind ganz nach dem Geschmack von Interims-Cheftrainer Sven Moning, der laut Fußballobmann Rainer Goldmann (»Es gibt bei uns keinen Schnellschuss. Der neue Mann muss ja auch ein gewisses Format haben«) zunächst weiter das Sagen haben wird. »Negative Suggestion« ist Moning ein Gräuel, und deshalb hebt er mit Vorliebe Positives aufs Schild. Beispiel Robert Mainka. »Ich habe ihm eingeredet, dass er kein Chancentod ist, sondern eine Tormaschine«. Prompt markierte der Stürmer in Schermbeck seinen ersten Saisontreffer. »Das ist bei Robert eine mentale Sache. Er muss unbefleckt ins Spiel gehen«. Moning glaubt an Mainkas Fähigkeiten und schließt »eine Wette darauf ab, dass er weiter treffen wird«.
Die vor Wochenfrist vorgenommene Umstellung aufs 3:4:3-Spielsystem und das Einstudieren verschiedener Standard-Spielzüge habe gleichsam erste Früchte getragen. »Unserem 2:0 ging eine Lehrbuch-Perfektion voraus«, schwärmt Moning. Nach Standards »brannte« es regelmäßig im Strafraum des Gegners. »Zwei weitere Tore sind uns abgepfiffen worden«. Die angezettelte Abkehr von der Mann- auf die Zonendeckung mit einem kompakten ballorientierten Verschieben, um Überzahlsituationen zu schaffen, habe in sofern funktioniert, dass »kein Gegentor durch einen Zonendeckungsfehler gefallen ist«.
Allerdings: »Die Umschaltbewegung im Falle des Ballverlustes ist noch nicht schnell genug«. 35, 40 Minuten würde sein Team diszipliniert spielen können, bis die Konzentration nachlasse. »Ich erwarte, dass wir defensiv kompakt stehen und überfallartig kontern können. Wir müssen lernen, unser Konzept über einen längeren Zeitraum durchzuspielen«.
Da blitzt die Philosophie eines Mannes durch, der beim DSC Arminia ausgebildet wurde: Sven Moning investiert viel dafür, spielerisch und spieltaktisch eine punktuelle fußballerische Weiterentwicklung der Spieler einzuleiten. »Keiner darf zufrieden sein mit dem, was er kann. Nur wenn wir uns weiterentwickeln, können wir unsere Fehlerrate reduzieren«. Dabei denkt er durchaus mittelfristig; wohl wissend, dass in der momentanen schwierigen Lage nur eine kurzfristige, ergebnisorientierte Ernte weiterhilft.
Kein Grund zur Panik, so Monings Botschaft. »Die Mannschaft, die im Abstiegskampf Fehler macht, steigt ab«. Damit spricht er freilich nicht jene Patzer an, die auf dem grünen Rasen passieren, sondern Nervosität und Angst im Umfeld. »Ich habe bei der Pressekonferenz im Schermbeck gemahnt: Feiert, aber feiert nicht zu lange«, glaubt er weiterhin ganz fest an ein Happyend für den VfB Fichte.

Artikel vom 01.11.2005