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Nachdenklicher »Spion« Bußmeyer

Altenhagen-Heepen und der »goldene Oktober« - Konditionelle Vorteile

Bielefeld (WB/jm). »Viermal hintereinander gewonnen - wann hat's das bei der TSG Altenhagen-Heepen zuletzt gegeben«, jubilierte Kreisläufer Carl-Moritz Wagner überschwänglich. Der Mut bei der Lach- und Schießgesellschaft aus dem Handballdorf bildet sich proportional zur Siegermentalität aus. Die Töne werden forscher. Trainer Jörg Harke meint verschmitzt: »Mit Mennighüffen kommt jetzt der richtige Gradmesser. Bestehen wir dort auch, dann können wir unsere Saisonziele neu definieren«.

Erfolg betäubt Schmerz. So spürte auch Falk von Hollen irgendwann nicht mehr, wie schlapp er auf den Beinen war. Der Kapitän (»Ich war total hochgepusht«), dem nach dem Wechsel eigentlich mal eine Verschnaufpause gegönnt werden sollte, brach immer wieder in Oberlübbes Abwehr-Schlupflöcher ein. Der Körper rächte sich hinterher auf seine Weise: Fuß wieder dick, an Training ist heute nicht zu denken. Jörg Harke zuckte mit den Achseln. »Ich habe keine Alternative zu Falk. Wen hätte ich für ihn in die Mitte stellen sollen?«
Der Funke ist übergesprungen. Die wohlwollenden stehenden Ovationen der Kulisse erzeugten bei Mannschaft und Trainer Gänsehaut und zeigten, dass sie bei den Fans nach Anlaufschwierigkeiten inzwischen ankommen. »Es gab am Spiel nicht viel dran zu mäkeln«, sah TSG-Handballchef Heinrich Rödding ein Team, dass nahe am derzeitigen Limit agierte. »Es war schön zu sehen, dass die Jungs in entscheidenden Situationen in der Lage waren, immer wieder zuzulegen. Sie haben organisiert weitergespielt und Oberlübbe niedergekämpft. Das war ein ganz großer Schritt in die Richtung, die wir einschlagen wollen«. Die augenblickliche Atmos-phäre erleichtere unheimlich die Arbeit neben dem Spielfeld. »Sponsorenakquise und sportlicher Erfolg sind unmittelbar miteinander verknüpft«, spricht Rödding wirtschaftliche Bemühungen an, »unseren Anspruch den Gegebenheiten anzupassen«.
Jörg Harke hätte aufgrund der tadellosen Einstellung »niemandem einen Vorwurf gemacht, wenn's nach hinten losgegangen wäre. Die Mannschaft hat die Ärmel hochgekrempelt. Die Spieler setzen das um, was ich früher als Sportsmann vorgelebt habe«, nickte er anerkennend. Auch wenn sein Oberlübber Kollege Dieter Löffelmann ab und an mit den Schiedsrichtern haderte, so wusste er doch um den kleinen Unterschied. »Bielefeld hat zehn Prozent mehr gekämpft als wir«.
Und zwar, wohlgemerkt, mit wachsender Begeisterung bis zum Schluss. Dieses klare konditionelle Plus, auch schon beim Sieg in Dortmund erkennbar, erstaunt den Trainer angesichts der holprigen Vorbereitung ein bisschen. »Nicht nur Arminia hat einen goldenen Oktober. Auch wir«, schmunzelt Harke. Nun ist der Monat vorbei, doch der erarbeitete Respekt hat bleibende Wirkung. Jedenfalls meinte Heinrich Rödding das am Sonntag im Gespräch mit Mennighüffens »Spion« Helmut Bußmeyer herausgehört zu haben. »In der Vorbereitung hatten die Vereine ja gegeneinander gespielt. Helmut hat unsere Mannschaft nicht wiedererkannt«.

Artikel vom 01.11.2005