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Mal in Poppers Schriften blättern

Pädagogische Psychologie ist ihr Fachgebiet: Prof. Dr. Elke Wild. Die 43-Jährige, die aus Oberhausen stammt, hat in Marburg Psychologie und Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Sonderpädagogik und Rehabilitationspsychologie studiert. Später war sie an der Uni Mannheim tätig und freute sich 1998 über die Verleihung des Förderpreises für Jungwissenschaftler der DGfE. Elke Wild stellte sich den Fragen von Laura-Lena Förster.

Was haben Sie vor zwei Jahrzehnten auf die Frage geantwortet: »Wo sehen Sie sich in 20 Jahren?«?Prof. Dr. Elke Wild: Vor 20 Jahren befand ich mich im Hauptstudium und begann mich gerade zu fragen, ob ich wirklich in der klinischen Praxis (dem von allen Studierenden zunächst avisierten Berufsfeld) arbeiten wollte. Aufgrund meiner Hilfskrafttätigkeit schien mir auch die Arbeit an der Uni sehr attraktiv - dass ich dort allerdings langfristig tätig sein würde, war mir damals alles andere als klar.

Warum haben Sie sich für die Arbeit an der Uni entschieden?Prof. Dr. Elke Wild: Weil ich mir keinen interessanteren, vielseitigeren und bereichernderen Job vorstellen kann. Zudem ist man ganz entgegen dem Stereotyp des »einsamen Forschers« ständig in Kontakt mit Menschen - sei es in der Lehre, im Team, in den Forschungsprojekten oder auch in der akademischen Selbstverwaltung.

Was machen Sie lieber: lehren oder forschen?Prof. Dr. Elke Wild: Ich würde auf keines verzichten wollen, denn beide Tätigkeiten bieten spezifische Vorteile. In der Forschung erhält man mittel- und langfristig Einblicke in psychologische Prozesse, was sehr spannend ist. Aber in der Lehre ist es befriedigend, die unmittelbaren Fortschritte bei Studierenden und Mitarbeitern zu sehen.

Warum sollten junge Menschen studieren?Prof. Dr. Elke Wild: Ein Studium ist meines Erachtens immer eine persönliche Bereicherung, darüber hinaus aber natürlich auch unter dem Aspekt der beruflichen Sicherheit und Qualität entscheidend. Die Akademikerarbeitslosigkeit liegt deutlich unter der allgemeinen Arbeitslosenquote und eine hohe schulische Qualifikation bedeutet, dass man mit größerer Wahrscheinlichkeit in einem Beruf arbeiten wird, in dem man selbständig arbeiten kann und immer wieder mit herausfordernden Aufgaben zu tun hat.

Wenn Sie noch einmal Student wären, für welches Fach würden Sie sich entscheiden?Prof. Dr. Elke Wild: Natürlich für Psychologie, aber das wird hoffentlich jeder Kollege von seinem Fach sagen...

Welches Buch halten Sie im Studium für unverzichtbar?Prof. Dr. Elke Wild: Ich denke, dass heute in vielen Fächern die Auseinandersetzung mit wissenschaftstheoretischen Überlegungen zu kurz kommt. Deshalb würde ich beispielsweise die »Originalschriften« von Popper oder Albert empfehlen.

Was gefällt Ihnen an der Universität Bielefeld besonders gut?Prof. Dr. Elke Wild: Die Uni Bielefeld war und ist eine reformorientierte Uni, an der Interdisziplinarität groß geschrieben wird. Förderlich hierfür sind die »kurzen Wege« in der Campusuni und die grosse Halle, in der Studierende und Wissenschaftler aus allen Fächern zusammen kommen.

Wann haben Sie sich das letzte Mal in der Uni verlaufen?Prof. Dr. Elke Wild: In meiner Anfangszeit ist das häufiger vorgekommen, aber wenn man das System einmal verstanden hat, findet man sich immer zurecht.

Mit welchem Verkehrsmittel kommen Sie zur Bielefelder Universität?Prof. Dr. Elke Wild: Meist mit dem Auto, seltener auch mit der Bahn oder mit dem Fahrrad.

Was ist Ihr Lieblingsgericht in der Mensa?Prof. Dr. Elke Wild: Weil ich so ungeduldig bin, gehe ich meist an die Salatbar - da brauche ich keine Marke und muss meist nicht lange anstehen.

Welche deutsche Universität verdient Ihrer Ansicht nach den Titel »Elite-Uni«?Prof. Dr. Elke Wild: Das hängt davon ab, woran man »Elite« festmacht. Ganz sicher zählen hierzu die Universitäten, die stets die ersten Plätze in allen Rankings belegen. Für die Wahl eines Studienortes oder Arbeitsplatzes ist meines Erachtens aber entscheidender, ob eine Universität im eigenen Fach gut ausgewiesen ist.

Was erhoffen Sie sich für Ihren Fachbereich von Studiengebühren?Prof. Dr. Elke Wild: Ich wünsche mir, dass die Mittel zum Beispiel für Tutoren eingesetzt und zum Einzug einer neuen Lehr-Lern-Kultur beitragen, die stärker das selbstgesteuerte Lernen und den Erwerb anwendungsbezogenen Wissens fördern.

Wann war Ihre letzte Studentenparty?Prof. Dr. Elke Wild: Eine Party im engeren Sinne wohl während des Studiums, aber sehr nett sind hier auch immer die Weihnachtsfeiern der Fachschaft.

Welchen Familienstand haben Sie? Inwieweit erfahren Sie seitens Ihrer Familie Unterstützung für Ihren Beruf?Prof. Dr. Elke Wild: Ich finde, man sollte Berufliches und Privates trennen - und diese Frage ist eine (zu) private. Ohne die Unterstützung eines Partners ist es sicher nicht leicht, die vielfältigen Anforderungen mit Humor und Elan zu meistern. Ich bin deshalb dankbar, dass ich in vielfältigster Hinsicht (vom Kochen und Bügeln bis hin zu fachlichen Gesprächen) unterstützt werde.

Artikel vom 08.11.2005