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NRW fällt im PISA-Test zurück

Nur geringe Lernfortschritte im Vergleich der Bundesländer erzielt

Berlin (dpa). Nordrhein-Westfalen ist im PISA-Ländervergleich weiter zurückgefallen. Während sich die 15 Jahre alten Schüler in den meisten Bundesländern deutlich verbessern konnten, erzielten ihre Altersgenossen in NRW nur geringe Lernfortschritte.

In den Kompetenzfeldern Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften liegen ihre Leistungen unter dem Bundesdurchschnitt. Ihr Lernrückstand gegenüber bayerischen Schülern beträgt bis zu einem Jahr. Dabei entwickelt sich die Hauptschule immer mehr zum Sorgenkind des Bildungssystems in NRW. Zwei Drittel der Hauptschüler haben der neuen PISA-Studie zufolge »absehbar erhebliche Probleme im weiteren Bildungsverlauf«.
Schulministerin Barbara Sommer (CDU) kündigte deshalb gestern an, »diese jahrelang vergessene Schulform zu stärken«. Ein erster Schritt für eine bessere Förderung der Hauptschüler sei die geplante Einführung von Ganztags-Hauptschulen. Eine gerechtere Verteilung der Lehrer auf die Schulen soll für mehr Chancengleichheit sorgen.
Bundesweit müssen die Schulen müssen als Konsequenz aus dem zweiten PISA-Test wesentlich besser und sozial gerechter werden. Dies forderten die Kultusminister bei der Vorlage des neuen PISA-Bundesländervergleichs in Berlin. Im Mittelpunkt soll dabei frühe Förderung von leistungsschwachen Schülern und von Einwandererkindern stehen, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Johanna Wanka.
»Besorgt« sind die Kultusminister über die unvermindert hohe Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialer Herkunft. Laut PISA hat ein Kind aus der Oberschicht, wie berichtet, weiterhin eine vier Mal so große Chance, das Gymnasium zu besuchen und damit das Abitur zu erlangen, wie ein Arbeiterkind mit gleichem Kenntnisstand und Lernvermögen. In Bayern ist diese Chance sogar 6,65 Mal so hoch. Deutschland schöpfe sein Begabungspotenzial nicht aus, sagte der deutsche PISA-Forscher Manfred Prenzel.
Auch der zweite Bericht belegt das krasse Schul-Leistungsfälle zwischen den Bundesländern. So sind 15-jährige Gymnasiasten in Bayern im Untersuchungsschwerpunkt Mathematik Gleichaltrigen aus Bremen im Wissensstand um mehr als ein Schuljahr voraus. »Die Chancen der Schüler sind abhängig vom Land, in dem sie wohnen«, sagte Prenzel. »Es gibt ein Gerechtigkeitsproblem.«
Ungleich groß ist von Land zu Land auch die Zahl der 15-Jährigen, die in der wichtigen Basiskompetenz Lesen- und Textverständnis nur die unterste PISA-Kompetenzstufe erreichen und damit große Probleme bei der Lehrstellensuche haben. Diese Zahl ist mit 22,3 Prozent in Deutschland deutlich höher als im Schnitt der Industriestaaten (19,1). In einigen Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen gehören sogar ein Viertel oder mehr Schüler zu den Leseschwachen.
»Mit Freude« sähen aber die Kultusminister zugleich bundesweite Verbesserungen, vor allem in Mathematik und Naturwissenschaften, sagte Wanka. Die KMK-Vizepräsidentin Doris Ahnen (SPD/Rheinland-Pfalz) sagte, die eingeleiteten Reformen, wie mehr frühe Förderung im Kindergarten, der Ausbau der Ganztagsschule und Verbesserung der Lehrerausbildung müssten fortgeführt werden. Es dauere allerdings noch ein wenig, bis alle Reformen ihre volle Wirkung zeigen könnten.
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Artikel vom 04.11.2005