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Pisa-Studie

Eigenbrötlertum schadet nur


Nach dem Pisa-Debakel des Jahres 2000 ist Bildungsdeutschland schon für kleine Lichtblicke dankbar. Die gibt es tatsächlich: In der im Jahr 2003 erhobenen Nachfolge-Studie sind die deutschen Kinder nicht weiter zurückgefallen, sondern haben im internationalen Vergleich zumeist aufgeholt. In Mathematik erreichen nun immerhin zwölf von 16 Ländern mindestens internationales Durchschnittsniveau.
Ein Grund zum Jubeln ist das noch lange nicht. Aber ein Beleg dafür, dass sich etwas tut in Deutschlands Schulen - wenn auch im Schneckentempo.
Der eigentliche Pisa-Skandal aber ist und bleibt die Tatsache, dass die Bildungschancen deutscher Kinder von Bundesland zu Bundesland extrem schwanken. Dass ausgerechnet Nordrhein-Westfalen zu den wenigen Pisa-Verlierern zählt, wird die Eltern an Weser und Rhein besonders schmerzen. Allein: Die Jungen und Mädchen hierzulande werden ja nicht dümmer geboren als in Bayern oder Sachsen, wo selbst Kinder aus den vielzitierten »bildungsfernen Schichten« zu einem guten Schulniveau geführt werden.
Geradezu aberwitzig erscheint deshalb das Ansinnen der Länder, im Zuge der Föderalismusreform die Zuständigkeit für Bildung an sich zu ziehen und den Bund vollständig auszubooten. Nicht eitles Eigenbrötlertum ist gefragt, sondern eine gemeinsame Anstrengung auf dem Weg zu einem besseren Bildungssystem. Andreas Kolesch

Artikel vom 04.11.2005