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Neue Welten aus Herford
Höckenschnieder gründet Rollenspiel-Verlag
Der Planet ist eine Kugel, ist eine Scheibe, ist - ein Tetraeder. Seine vier Seiten beschreiben vier Welten: Erde, Wasser, Luft, Feuer. Ein Übergang zwischen den Welten ist schwierig, für manche unmöglich.
Wer sich das ausdenkt? Ingo Höckenschnieder zum Beispiel, Diplom-Informatiker aus Herford. Gemeinsam mit Literaturstudent René Glaß gründete er im Oktober 2004 den Neue Welten Verlag. Dritte im Bunde ist Höckenschnieders Frau Stefanie. Existierende Rollenspiel-Welten hatten sich nach ihrer Meinung erschöpft. Also machten sie sich daran, eine neue zu erfinden.
Mit der Idee, die Welt als Tetraeder bzw. Pyramide neu zu erfinden, stand auch der Name des Fantasy-Spiels fest: »Pyramos«. Nun galt es, die weiteren grundlegenden Fakten festzulegen. Wo ist der Platz des Planeten im Weltall? Wie viele Sonnen umgeben ihn? Gibt es eine Abfolge von Tag und Nacht? Wie sind die Übergänge an den Kanten der Pyramide?
Und weiter: Welche Wesen bevölkern die Regionen des Tetraeders? Die Höckenschnieders und Glaß erfanden »Völker« und legten deren Eigenschaften bis ins kleinste Detail fest. Die Zeichnungen, für die sich der Verlag die professionelle Hilfe von Kay Elzner und Sabine Weiss sicherte, schärfen weiter Vorstellungskraft und Fantasie.
Auf der Essener »Spiel 2005« haben die Herforder ihre neue Welt erstmals den Spielern vorgestellt. Alles Grundlegende ist im »Quellenbuch« (23,80 Euro) zusammengefasst. Als eigentliche Spielanleitung dienen die »Abenteuerbücher«, von denen das erste 8,90 und alle folgenden 9,80 Euro kosten werden. Höckenschnieder rechnet nicht damit, durch den Verlag reich zu werden: »Es geht uns um den Spaß. Wir sind schon froh, wenn wir mit den Einnahmen unsere Kosten decken können.«
Die Zahl der Rollenspieler wird in Deutschland auf 250 000 geschätzt. Sie teilen sich in die unterschiedlichsten Gruppen. Am meisten fallen in der Öffentlichkeit jene auf, die sich oft über mehrere Tage zu »Cons« (ConQuest) treffen, um historische Ereignisse oder Fantasy-Geschichten in Original-Gewändern nachzuspielen. Andere, die Anhänger von »Pen & Paper« (Federhalter und Papier), folgen viele Stunden dem Vortrag aus einem Abenteuerbuch. Jeder Teilnehmer spielt »wie in einem Improvisationstheater« (Höckenschnieder) eine Rolle. Diese fordert ihn von Zeit zu Zeit, eine Aufgabe mit Fantasie zu Ende zu bringen. Höckenschnieder: »Im Grunde sind wir Spieler wie andere - mit dem Unterschied, dass wir keine Figuren, sondern uns selbst bewegen.«Bernhard Hertlein

Artikel vom 12.11.2005