31.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hüftpatienten üben in Gangschule

Evangelische Kliniken und Techniker Krankenkasse verbessern Behandlung

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Patienten, die ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk brauchen, werden in Westfalen künftig besser versorgt. Der Valeo-Klinikverbund hat mit der Techniker Krankenkasse in Düsseldorf einen Vertrag zur »Integrierten Versorgung« bei Operationen« abgeschlossen.
Sportarten wie Tennis strapazieren Kniegelenke.

Bei Valeo mit Sitz in Bielefeld handelt es sich um den Verbund Evangelischer Krankenhäuser in Westfalen: im Regierungsbezirk Detmold sind das Evangelische Krankenhaus Bielefeld, das Lukas-Krankenhaus Bünde sowie die Johanniter-Ordenshäuser in Bad Oeynhausen in den Vertrag mit der Krankenkasse eingebunden. Dessen Ziel ist es, die Behandlung der Patienten durch die enge Zusammenarbeit von OP-Teams, Orthopäden und Physiotherapeuten zu verbessern. In den Kliniken wird es einen festen Ansprechpartner geben, der die Schritte von der Vorbereitung auf die Operation bis zur Rehabilitation abstimmt.
»Dadurch werden den Patienten viele Wege und Doppeluntersuchungen erspart«, sagte der Sprecher des Klinikverbundes, Thomas Meier-Vehring, gestern dieser Zeitung. Für die sektorübergreifende Zusammenarbeit habe es früher kein Geld gegeben. Dies habe der Bund mit dem Gesetz zur »inte-grierten Versorgung« geändert, erläuterte Meier-Vehring. Dafür stehe ein Prozent des Gesamtbudgets im Gesundheitswesen zur Verfügung. Das Modell werde schrittweise auf alle medizinischen Gebiete ausgeweitet. Entsprechend habe der Klinikverbund auch Verträge mit DAK und Barmer abgeschlossen.
»Ein gutes Ergebnis hängt nicht allein von der Operation ab«, betonte Heiner Vogelsang von der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen der Techniker Krankenkasse. Die TK arbeitet bereits seit Januar 2005 mit dem Lutherkrankenhaus in Essen bei Hüft- und Kniegelenksoperationen zusammen und weitet die Kooperation auf Westfalen aus. Zu den Kernpunkten zählen eine zehnjährige Garantie auf das künstliche Hüft- oder Kniegelenk sowie kurze Wartezeiten beim Operations-Termin.
Wegen der demographischen Entwicklung wächst die Zahl der medizinischen Eingriffe stetig: Im Jahr 2004 wurden bundesweit 12 800 Mitgliedern der Techniker Krankenkasse künstliche Hüft- oder Kniegelenke eingesetzt. Die Patienten kommen nicht allein zur Operation ins Krankenhaus. Bereits vorher trainieren sie ihre Beweglichkeit, bauen bei Krankengymnastik und in einer Gangschule diejenigen Muskeln auf, die sie nach Einsetzen des Hüft- oder Kniegelenks besonders belasten. »Das schafft Sicherheit und ist bei weitem nicht so schmerzhaft wie ein Training, das erst nach der OP beginnt«, erklärte der Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Lukas-Krankenhaus Bünde, Hartmuth Kiefer.
Operiert wird in der Regel »durchs Schlüsselloch«, also minimal-invasiv, wodurch weniger Gewebe verletzt wird. Nach der OP wird ein Fahrdienst eingerichtet. »So kann die Rehabilitation sofort beginnen, denn nach einer Hüft- oder Knie-Operation setzt sich keiner so schnell selbst hinters Steuer«, sagte Frank Böker, Geschäftsführer der Johanniter-Ordenshäuser in Bad Oeynhausen.

Artikel vom 31.10.2005