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Über Umwege in die 2. Liga

Paderborns junger Allrounder: Daniel Brinkmann erstmals in der Start-Elf

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Auswärtsspiele in der zweiten Liga - für Daniel Brinkmann sind sie in dieser Saison etwas ganz Besonderes. In Rostock machte der 19-Jährige sein erstes Bundesligaspiel, beim 2:0-Sieg in Dresden schoss er sein erstes Tor und am Freitagabend in Bochum stand er zum ersten Mal in der Start-Elf.

Insgesamt 35 Ballkontakte, von 23 Zweikämpfen 13 gewonnen, alle sieben Kopfballduelle für sich entschieden und von fünf langen Bällen nur zwei zum Gegner gespielt - so sieht Brinkmanns erste 90-minütige Zweitliga-Bilanz aus. Die Zahlen sagen einiges aus, in drei ganz speziellen Szenen deutete der Blondschopf, der 2001 über den TuS Horn und BV Bad Lippspringe zum SCP kam, aber auch sein großes Talent an.
In Minute 61 bewies der Rechtsfuß großes Selbstvertrauen und schoss aus gut 18 Metern Entfernung das erste und einzige Mal aufs Tor. Bochums Schlussmann Rein van Duijnhoven musste aber nicht eingreifen, der Ball flog über seinen Kasten.
Defensiv hatte das SCP-Eigengewächs in der 71. Minute seine beste Szene. Nach einer Flanke des Brasilianers Edu rettete er nach einem 40 Meter-Sprint per Kopf vor dem einschussbereiten China und bestätigte damit auch auf dem Rasen seinen Trainer. Jos Luhukay hatte gerade auch Brinkmanns Körpergröße (1,93 Meter) als Begründung genannt, warum er dem Nachwuchsmann die erste Chance von Beginn an gab.
In die Rolle des Vorbereiters schlüpfte er acht Minuten vor dem Ende. Da legte Brinkmann den Ball mustergültig für Dennis Schulp auf, der zog sofort ab, doch van Duijnhoven konnte abwehren.
Daniel Brinkmann begann sein erstes Zweitligaspiel über die volle Distanz sehr nervös, steigerte sich über die 90 Minuten aber kontinuierlich und verdiente sich damit ein kleines Lob vom Cheftrainer. »Daniel hat sich sehr aufmerksam verhalten und war offensiv sehr bemüht. Insgesamt freue ich mich für den Jungen und hoffe, dass er seinen Weg fortsetzt.«
Dieser Weg ging gerade bei dem vielseitigen Paderborner nicht nur geradeaus. Als A-Jugendlicher schnupperte er schon früh Bundesliga-Luft, Pavel Dotchev berief ihn im Sommer 2004 mit 18 in den Regionalliga-Kader, ehe im Frühjahr 2005 der Bruch kam. Brinkmann trainierte nicht mehr »oben« mit, spielte fortan »nur« noch bei den A-Junioren und stand auch in der Vorbereitung auf die Zweitliga-Saison nicht im Kader der Ersten. »Seine Einstellung habe nicht mehr gestimmt«, lautete damals die offizielle Begründung seitens des Vereins. Der Jung-Profi selbst will über die bislang schwierigste Phase in seinem sportlichen Leben am liebsten gar nichts mehr sagen, gibt aber zu: »Diese Denkpause hat mir gut getan. Ich habe gelernt, Fehler nicht bei anderen zu suchen, sondern bei mir selbst anzufangen.«
Über Umwege doch noch in die zweite Bundesliga - erst am Spieltag hatte der Jüngste im Paderborner Profikader von seiner Nominierung für das Spiel beim Liga-Primus erfahren, war entsprechend überrascht und hofft nun auf eine Wiederholung: »Unser Trainer setzt auf Teamspieler, wer das verinnerlicht, hat bei ihm gute Karten.« Wie eben auch Daniel Brinkmann. Der junge Allrounder möchte jetzt nur möglichst bald auch zuhause zeigen, was er über 90 Minuten drauf hat.

Artikel vom 31.10.2005