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Pokal-Pleite in
Kopf und Beinen

Bochumer Ausreden nach dem 1:1

Von Peter Klute
Bochum (WB). Die Reaktionen nach dem Schlusspfiff, sie passten nicht so recht zum Spielverlauf, waren aber dennoch nur allzu verständlich. Der SC Paderborn 07 feierte das 1:1 im Ruhrstadion wie einen Sieg, für den VfL Bochum kam das Remis einer Niederlage gleich, obwohl es dem Absteiger mehr schmeichelte als dem Neuling.

»Eigentore gehören zum Fußball«, reagierte VfL-Trainer Marcel Koller genervt auf die Feststellung eines Journalisten, dass die Führung in der 18. Minute durch das Missgeschick von SCP-Kapitän René Müller ein Geschenk gewesen sei. Damit bewahrte ein Paderborner seinen Ex-Verein vor der Blamage. Nach der Schalker 0:1-Niederlage am Samstag in Hamburg als einziger deutscher Profi-Klub noch ungeschlagen und die Tabellenführung durch das Cottbusser 1:4 am Sonntag in Freiburg verteidigt: Das waren - dank Müller - die beiden (einzig) positiven Nachrichten des Wochenendes aus Bochumer Sicht.
Hätten sie das schon am Freitagabend gewusst, wären ihre Mienen vielleicht freundlicher gewesen. So aber stand die Kritik an der eigenen Vorstellung im Vordergrund. Angesprochen auf die zweite Hälfte, sagte Koller: »Unsere Fans waren fantastisch. Sie haben gespürt, dass die Mannschaft Hilfe braucht.« Über den Auftritt der Seinen nach dem Wechsel schwieg er, die gesamten 90 Minuten betreffend stellte er fest, »dass uns Selbstvertrauen und Sicherheit gefehlt haben«.
Schon erstaunlich, dass dafür eine einzige Niederlage nach elf ungeschlagenen Pflichtspielen verantwortlich sein soll. So jedenfalls sahen es Trainer und Spieler, die sich geschlossen hinter der 0:4-Pleite im DFB-Pokal beim Regionalligisten FC St. Pauli versteckten. »Das saß im Hinterkämmerlein«, machte Koller ein mentales Problem aus und sah zudem ein körperliches: »In Hamburg war der Boden sehr tief. Das hat viel Kraft gekostet und daher hat uns heute die Spritzigkeit gefehlt.«
Die Spieler gehorchten bei der Analyse ihrem Chef. »Wir hatten am Dienstag ein Pokalspiel, Paderborn nicht«, gab Kapitän Thomas Zdebel, nach der fünften gelben Karte am nächsten Sonntag in Siegen gesperrt, zu Protokoll. Heiko Butscher sprach von einem »Kopfproblem«, für Torwart Rein van Duijnhoven war es »von allem ein bisschen«. Für den Holländer war es zugleich ein historischer Abend, denn Marcel Ndjengs Ausgleich sieben Minuten vor dem Ende beendete seine persönliche Serie. Zuvor war van Duijnhoven in der Meisterschaft 603 Minuten ohne Gegentreffer geblieben.
Doch es ehrte den UEFA-Cup-Teilnehmer der Vorsaison, dass er den Gegner in das Fazit miteinbezog und lobte. »Paderborn hat diesen Punkt nicht gestohlen, sondern ihn sich verdient«, erkannte Koller die Leistung des SCP an und sah seine Warnungen im Vorfeld bestätigt: »Wir wussten, dass das ein schweres Spiel wird.«
Daher kam die couragierte und mutige Vorstellung des Aufsteigers für van Duijnhoven auch nicht überraschend: »Dass Paderborn stark ist, darauf hat uns der Trainer ausdrücklich hingewiesen.« So war es dem Gegner vorbehalten, den Bochumern Mut zu machen. »Der VfL ist die stärkste Mannschaft der Liga und hat einen hervorragenden Trainer. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Bochum aufsteigt«, sagte Paderborns Trainer Jos Luhukay.

Artikel vom 31.10.2005