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Boakyes Tore krönen die
Arminia-Gala gegen 96

Bielefeld ist nicht zu bremsen: Platz 9 nach 4:1 über Hannover

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). »Rot gewinnt«, sagte Günter Perl bei der Seitenwahl zu den Kapitänen Hain und Mertesacker. Da irrte der Unparteiische gleich mehrfach. Zum einen trugen die »Roten« gestern »Grün«, und am Ende siegten sowieso die »Blauen«. Fußball-Bundesligist Arminia Bielefeld bezwang Hannover 96 verdient mit 4:1.

Nach den Toren von Michael Fink (1.), Sibusiso Zuma (53.) und Isaac Boakye (68. und 83.) bei einem zwischenzeitlichen Gegentreffer von Per Mertesacker (55.) zum 1:2 feierten die Ostwestfalen zu Recht völlig losgelöst den erfolgreichsten Oktober der Vereinsgeschichte.
Zehn von zwölf möglichen Zählern - so lautet die sensationelle Bilanz aus den jüngsten vier Ligaspielen, die die Arminen in der Tabelle auf Platz neun beförderte. Und zwischendurch wurde ja auch noch das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. »Ich will es kurz machen: Ich ziehe meinen Hut vor der Mannschaft. Sie legt seit Wochen eine überragende Einstellung an den Tag.« Das war alles, was DSC-Trainer Thomas von Heesen sagte. Er wusste: An diesem Abend hatten sich seine Spieler die größte Aufmerksamkeit verdient. Dabei ist doch kein anderer als er der Vater des ungeahnten Bielefelder Erfolges in dieser Saison. Hand aufs Herz: Wer hätte das nach den ersten zwei Saisonspielen gedacht?
Die Partie gestern begann mit einem Paukenschlag. Fink erzielte nach 48 Sekunden Arminias schnellstes Erstligator aller Zeiten. Aus 22 Metern zog er ab, Nationalspieler Mertesacker berührte noch und schickte damit Torwart Enke in die falsche Ecke. 1:0 für Arminia hieß es gegen Hannover 96 zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren in Liga eins.
Die ausgelassene Stimmung unter den 24 986 Zuschauern - Rekordbesuch in dieser Spielzeit - Êschaukelte sich in selten erreichte Höhen. Und die Bielefelder, die im vierten Pflichtspiel in Folge in der gleichen Formation antraten, drängten weiter.
Von Hannover war lange nichts zu sehen. Erstmals brenzlig wurde es vor dem DSC-Tor, als Hendrik Hahne, dem Trainer Lienen die rechte Mittelfeldseite anvertraut hatte, im Strafraum seinen Gegner tunnelte und aus spitzem Winkel abzog. Doch Hain stand im kurzen Eck und riss die Fäuste hoch. Wieder war der Torwart starker Rückhalt seiner Elf.
Die Halbzeit tat dem DSC gut. Gegen Ende des ersten Durchgangs schwanden bei einigen Bielefeldern die Kräfte. Die Emotionen aber trugen die geschlauchten Arminen durch die zweite Hälfte. »Die Stimmung war großartig. Ich möchte allen danken, die im Stadion waren. Ich bin glücklich, bei Arminia zu sein«, sagte ein begeisterter David Kobylik.
Es dauerte nur sieben Minuten, ehe nach der Halbzeit wieder gejubelt werden durfte. Nach dem 2:0 von Sibusiso Zuma, dem vierten Saisontreffer des Südafrikaners, schien der Weg zum Sieg bereits geebnet. Zuma spielte mit Boakye Doppelpass und schob dann frei vor dem Tor ein. »Es war schwer für mich, mich aufs Spiel zu konzentrieren. Jetzt muss ich sofort nach Hause, sitzen und warten«, sagte der 30-Jährige, dessen Frau Zinhle unmittelbar vor der Geburt des zweiten »Puma«-Kindes steht.
Hannover gab nicht auf. Mertesacker brachte nur drei Minuten später mit seinem ersten Saisontreffer die bis dahin enttäuschenden Niedersachsen zurück ins Spiel.
Aber Arminia ließ sich nicht beirren. Erst traf Boakye per Kopf nach Freistoß von Kobylik (68.). Dann erhöhte der Ghanaer nach Zusammenspiel mit Fatmir Vata (83.) gar auf 4:1.
Schalke-Trainer Ralf Rangnick, Tribünengast in der SchücoArena, mag ganz schön mulmig in der Magengegend gewesen sein. Seine Knappen sind der übernächste Auswärtsgegner der Arminia. Ein Selbstläufer wird das Spiel für Schalke nicht.
Leider gab es gestern auch für Arminia schwer Verdauliches: Bei Radim Kucera besteht der Verdacht auf einen Innenbandriss im Knie. »Er wird mehrere Wochen fehlen. Wie lange genau, können wir noch nicht sagen«, äußerte Co-Trainer Frank Geideck und ergänzte: »Das wirft einen Schatten auf unseren Sieg.« Auch der zweifache Torschütze Isaac Boakye humpelte bei seiner Auswechslung. Der Grund: ein Krampf im Oberschenkel, der nicht nachlassen wollte. Angesichts seiner zwei Treffer war diese Blessur aber leicht zu verschmerzen.

Artikel vom 31.10.2005