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Mensch und künstliche
Intelligenz im Blick

Freimaurer-Stipendium für Doktorandin Claudia Muhl

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Hier putzt ein Roboter die Wohnung, dort macht er Konversation mit Senioren - welche Rolle spielen Automaten in unserer Mitte? Das Sozialwerk der Bielefelder Freimaurer fördert die Doktorandin Claudia Muhl, die den Umgang des Menschen mit der Maschine untersucht.

Die 33-jährige Soziologin forscht fächerübergreifend: Zwar möchte sie vor allem wissen, wie Menschen mit künstlicher Intelligenz umgehen - sie beobachtet und beschreibt kommunikative Vorgänge -, doch ohne moderne Technologie bliebe der Kontakt auf Banalitäten beschränkt. »Deswegen will ich mit meiner Doktorarbeit den Technikern Informationen über gezielte Weiterentwicklung ihrer Roboter geben«, erklärt die in Aachen und Bielefeld ausgebildete Wissenschaftlerin.
Claudia Muhls Doktorväter arbeiten folgerichtig in zwei Fakultäten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Soziologe Prof. Jörg R. Bergmann hat den Umgang des Menschen mit Haustieren erforscht und dabei zwei Muster erkannt: Haustiere liefern Geschichten, und man kann mit ihnen reden, aber den menschlichen Partner als wahren Adressaten meinen. Funktioniert das auch im Dialog mit Robotern?
Der Informatiker Prof. Gerhard Sagerer wiederum hat an der Technik-Fakultät Experimente mit einer Tonne auf Rädern gemacht: »Biron« (Bielefeld Robot Companion) sieht, hört und spricht mit Testpersonen und beherrscht auch ein paar nonverbale Gesten (Blinzeln). Was müsste er noch können, um nicht im Altmetallcontainer zu landen? »Denkbar wäre der Einbau eines Moduls, das Ironie erkennen hilft«, meint Claudia Muhl.
Denn schon oft haben die Leute »Biron« gefragt, ob er was an den Ohren habe, wenn er mal einen Befehl nicht auf Anhieb verstand. Darauf blieb der Ärmste bislang die Antwort schuldig. Wäre er ein japanischer Roboter, müsste er mehr können, denn in Fernost, wo viele Senioren in Heimen verdämmern, haben als Seehunde »verkleidete« Automaten ein (längst verlernt geglaubtes) soziales Miteinander angekurbelt, und weil Japan keine billigen Fremdarbeiter ins Land lässt, besteht dort ein hoher Bedarf an mechanischen Haushaltshilfen - intelligentes Blech spielt Putzfrau.
Das Sozialwerk der Bielefelder Logen Armin zur deutschen Treue (gegründet 1845) und Freiherr vom Stein (1925) vergibt seit seiner Gründung 1969 durch den Ehrenvorsitzenden Dr. Jürgen Stockmeier ein Stipendium, das über zwei Jahre läuft (1000 Euro monatlich). »Wir legen Wert auf enge Zusammenarbeit mit der Universität«, sagt der für soziale Projekte zuständige Horst Thermann. »Fachleute begutachten die Bewerber vorab, so dass die wissenschaftliche Qualität der Arbeit außer Zweifel steht. Wir vergeben das Stipendium nach zwei weiteren Kriterien: Bedürftigkeit des Bewerbers und Diskussionswürdigkeit des Themas.«
Die Logenbrüder treffen sich jeden Donnerstag im Lessinghaus. Zwei ihrer dauerhaft geförderten Projekte, den Frauennotruf und die Psychologische Frauenberatung, stellen die Logen am Mittwoch, 16. November, 20 Uhr, im Lessinghaus öffentlich vor - Gäste sind willkommen.
Kontakt telefonisch unter 05 21 / 6 86 98 und im Internet unter:
freimaurer.org/fvs.bielefeld

Artikel vom 01.11.2005