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Der Umzug nach Steinhagen
führte direkt in ein Funkloch

Mobil telefonieren: Betreiber müssen keine Grundversorgung garantieren

Von Dietmar Kemper
Steinhagen (WB). Weil Andreas Lotte oft unterwegs ist, verzichtet er auf ein Festnetz-Telefon und vertraut ganz auf sein Handy. Als der 39-Jährige in eine Doppelhaushälfte an der Riegerer Straße in Steinhagen (Kreis Gütersloh) zog, erlebte er eine böse Überraschung.

»Im Haus konnte ich mit meinem Handy nicht telefonieren. Deshalb musste ich auf die Straße gehen, aber selbst dort war der Empfang schlecht«, sagte Lotte am Freitag dieser Zeitung. Lotte war in ein Funkloch von E-Plus gezogen. Der Netzbetreiber habe ihm erklärt, erst 2007 werde in der Nähe ein Funkmast installiert. Bis dahin könne sich Lotte für etwa 100 Euro ein Gerät kaufen, das die Empfangssignale beim Telefonieren mit dem Handy verstärke. Das wollte Lotte nicht, und er wechselte zu Vodafone D2. »Seitdem klappt's«, erzählt er.
Von 2003 auf 2004 stieg die Zahl der Mobilfunkkunden in Deutschland von 64 auf 72 Millionen. Trotz aller Bemühungen der Unternehmen sind Funklöcher ein verbreitetes Übel. »Das Telekommunikationsgesetz sieht die Grundversorgung nur fürs Festnetz, nicht für den Mobilfunk vor«, sagte eine Sprecherin der Bundesnetzagentur als Nachfolgerin der Regulierungsbehörde für Telekommunikation dieser Zeitung.
Als die Lizenzen für die GSM-Netze vergeben wurden, hätten sich die Betreiber gleichwohl auf Mindestquoten verpflichtet. T-Mobile sagte zu, bis Ende 1994 wenigstens 75 Prozent der Bevölkerung abzudecken, Vodafone D2 versprach, bis dahin 94 Prozent der Menschen in den alten und 90 Prozent der Bewohner in den neuen Bundesländern zu versorgen. E-Plus gab das Ziel aus, bis zum 31. Dezember 1997 insgesamt 98 Prozent der Bevölkerung abzudecken. O2 schließlich sagte zu, 75 Prozent der Menschen bis Ende 2001 mit Mobilfunkdienstleistungen zu versorgen.
Nach Ablauf der Frist legten sich die Unternehmen nicht zur Ruhe: So hat T-Mobile nach Angaben ihres Sprechers Norbert Minwegen inzwischen 99 Prozent der Bevölkerung abgedeckt. »Von Flächendeckungsproblemen kann man eigentlich nicht mehr sprechen«, meint Eva-Maria Ritter vom Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) in Köln. Altbauten mit ihren dicken Wänden ließen Funkwellen schwer durchkommen, erklärte Minwegen von T-Mobile Funklöcher in Häusern. Die Betroffenen reagierten verärgert: »Die Leute wollen heute auch in Kellern und Tiefgaragen mobil telefonieren.«
In ländlichen Gegenden wie Ostwestfalen lägen Funkmasten bis zu mehrere Kilometer weit auseinander, sagte Tanja Vogt von der Vodafone D2-Niederlassung in Dortmund. Sie empfiehlt, sich im Bauamt der Kommunen über die Standorte zu informieren. Das verhindere einen Umzug ins Funkloch.

Artikel vom 29.10.2005