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Bremsen wie von Zauberhand

Neue Systeme sorgen für mehr Sicherheit auf den Straßen

Mit Tempo 80 rast ein 40-Tonner auf die vor einem Stauende ausrollende A-Klasse zu. Von einer Reaktion des Lkw-Fahrers keine Spur. Doch wie von Zauberhand bremst der Laster von selbst ab und kommt direkt hinter dem Kompaktwagen zum Stehen.

Ein Horrorszenario, wie es tagtäglich auf hiesigen Straßen geschieht, ist dank aktiver Sicherheitssysteme ausgeblieben. »Vision unfallfreies Fahren« nennt Hartmut Marwitz, Entwicklungsleiter Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge, die Anstrengungen seiner Abteilung, mit Hilfe von neuartigen technischen Lösungen die Unfall-Gefahren zu mindern.
Hinter dem »eigenmächtigen« Bremsmanöver des Lkw steckt demzufolge auch keine Hexerei, sondern ein neues Notbremssystem. »Gemeinsam mit modernster Kameratechnik nutzt es die Radarsensoren der bereits bekannten Abstandsregelung,« erläutert Marwitz. In einem Bereich von sieben bis 150 Metern ermittelt die Elektronik fortlaufend den Abstand und die Differenzgeschwindigkeit zum vorausfahrenden Fahrzeug.
Droht ein Unfall wird der Fahrer erst optisch und akustisch, dann mit einer Teilbremsung gewarnt. Spitzt sich die Situation weiter zu, dann tritt sich das System sozusagen selbst »in die Eisen« - und kommt im optimalen Fall unmittelbar hinter dem Stauende zum Stehen.
Während dieser »Notnagel« bereits im Frühjahr 2006 optional in der Actros-Baureihe (Preis noch unbekannt) angeboten wird, sind die Stuttgarter Entwicklungsingenieure laut Marwitz schon am nächsten Schritt.
»Künftig sollen zusätzlich auch die Griffigkeit der Fahrbahn sowie stehende Hindernisse bei der Berechnung der notwenigen Verzögerung berücksichtigt werden«, sagt der Experte.
Die nächste Stufe des Spurassistenten - von 2006 an können neben dem Actros auch Reisebusse von Setra und Mercedes-Benz damit ausgestattet werden - ist ebenfalls bereits in Planung. In der Zukunft sollen Brummifahrer nicht nur über einen Warnton über das Verlassen der eigenen Spur informiert werden.
In erstern Erprobungsfahrzeugen der nächsten Generation ist schon jetzt zu erleben, wie sich das Lenkrad zusätzlich deutlich spürbar in die Gegenrichtung dreht, so dass der Fahrer intuitiv reagieren muss.
Sabine Neumann

Artikel vom 05.11.2005