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Paten-Projekt hilft türkischen
Mädchen

Marktschule fördert Berufseinstieg

Von Peter Monke
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Fetzige Rhythmen dringen aus den Räumen der Stadtteilbibliothek Brackwede. Sie klingen nach Lebensfreude und passen damit gut zum Anlass: Die Marktschule präsentierte das Ergebnis eines Projekts, mit dem gezielt Mädchen aus Migrationsfamilien gefördert werden sollen.

Träger des Projekts ist das interkulturelle Beratungszentrum »Mozaik«. Koordinatorin Tülay Zengingül erläuterte: » Wir haben den Mädchen aus Migrationsfamilien, die in die 10. Klasse der Marktschule gehen, ehrenamtlich arbeitende Patinnen an die Hand gegeben.« Konkret handelt es sich dabei um junge Frauen, die selbst einen Migrantenhintergrund haben und daher genau wissen, welche Probleme zu bewältigen sind. Sie haben den türkischen Schülerinnen in den vergangenen Wochen vor allem bei der Berufsorientierung geholfen, Kontakte zu Firmen vermittelt, beim Schreiben der Bewerbung beraten oder ein Bewerbungsgespräch im Voraus trainiert. »Dazu kam oft auch Motivationsarbeit«, erzählte Zengingül, die Patinnen hätten eine Vorbildfunktion übernommen.
»Mein Selbstbewusstsein ist gewachsen« steht auf dem großen, rosa Farbschild, das Esra Yalcinkaya stolz dem Publikum präsentiert. »Ein toller Erfolg«, sagt Patin Armagan Ilgar, 23, die selbst mittlerweile Diplom-Pädagogik in Bielefeld studiert.
Als weitere Mutmacherin sprach die Paderborner Unternehmerin Nilgün Özel zu den jungen Mädchen. Selbst im Alter von sechs Jahren als eines der ersten Migrantenkinder nach Deutschland gekommen, hat sie es mit viel Fleiß, Ehrgeiz und der Unterstützung von Seiten ihrer Eltern heute zur geschäftsführenden Inhaberin einer Agentur für Design und Marketing gebracht. Stationen auf diesem Weg waren die Realschule, eine Ausbildung zur physikalisch-technischen Assistentin und ein BWL-Studium in Paderborn. Da Özel, wie sie betonte, selbst mit ihrer Biografie stets die Rolle des Vorbilds für andere Migrantenkinder übernehmen musste, fand sie nur lobende Worte für das Patinnen-Projekt: Es sei wichtig Verbündete zu haben, die einem bei den vielen Problemen in dieser Lebensphase helfend zur Seite stünden.
»Glaubt an eure eigene Identität«, riet sie den Schülerinnen. Der dafür notwendige Spagat zwischen zwei Kulturen bedeute jedoch nicht, dass man »das eine ablehnen muss, um das andere anzunehmen«. Und wenn der Weg zum Erfolg drohe, zu beschwerlich zu werden, »macht es wie die Sonnenuhr, zählt die heiteren Stunden nur«.
Eingebettet war die Veranstaltung in die Ausstellung »Weil sie Mädchen sind...« des Kinderhilfswerks Unicef, mit der auf die weltweite Diskriminierung von Mädchen aufmerksam gemacht werden soll. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Marktschulband der Klasse 9 unter der Leitung von Musiklehrerin Dagmar Stock.

Artikel vom 29.10.2005