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Beckenbauer am Pranger

WM-Komitee soll zu viele Daten gesammelt haben

Franz Beckenbauer soll Verbraucherschutz ignoriert haben.

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Grundschule Bünde-Ennigloh hat am Freitag den »Big Brother Award« bekommen. Das Sekretariat habe die Namen der I-Dötze an die Volksbank Bad Oeynhausen-Herford und die Sparkasse Herford zu Werbezwecken weitergegeben, rügte der »Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs« (FoeBuD) in Bielefeld.
Die Big Brother Awards für Überwachung und Verletzung der Privatsphäre werden in 17 Ländern vergeben. Die deutsche Variante ging am Freitag in der Ravensberger Spinnerei über die Bühne. Den Plänen der Kreditinstitute, Schulanfängern ein Startkonto anzubieten, habe die Grundschule Ennigloh in die Hände gespielt, kritisierte der Verein FoeBuD. Auch das WM-Organisationskomitee mit Franz Beckenbauer bekommt den Negativ-Preis. Die Fragebögen zur Bestellung der Tickets hätten »inquisitorischen« Charakter, die Weitergabe der Adressen an die FIFA und deren Sponsoren sei nicht akzeptabel und der RFID-Chip auf den Karten diene dem »Schnüffeln«. Auch der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix sprach mit Blick auf den Chip, auf dem personenbezogene Daten gespeichert werden, von »schrittweiser Aufweichung des Rechts«.
Den Big Brother Award erhält ebenfalls Hessens Innenminister Volker Bouffier. Im Polizeigesetz habe er das Abhören von Telefonen und den Einsatz von IMSI-Catchern erlaubt, die den Standort von Menschen mit Handys ermitteln, selbst wenn sie nicht telefonieren.
Auch Bundesinnenminister Otto Schily bekommt den Preis: für die »undemokratische Einführung« des technisch »unausgereiften« biometrischen Reisepasses.

Artikel vom 29.10.2005