29.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Lahm und Jansen haben dem
jungen Schuler etwas voraus«

Arminias Linksverteidiger trifft Sonntag auf seinen Ex-Klub Hannover 96

Bielefeld (WB). Den Stammplatz in der Abwehr zurückerobert, zuverlässige Leistungen, dazu die Geburt seiner Tochter Sophia Marie: Markus Schuler hat einen Lauf, sportlich und privat. Das merkt man ihm an, gelassen plauderte er mit Dirk Schuster über die Herausforderung Tobias Rau, Familienglück, stärkere Linksverteidiger und seinen Ex-Verein Hannover 96, mit dem es Sonntag ein Wiedersehen gibt.
Markus Schuler
Tobias Rau war da, Ihr Stammplatz weg. Hand aufs Herz, Herr Schuler: Hatten Sie vor neun Wochen geglaubt, dass es heute beruflich so rund läuft für Sie?Markus Schuler: Ich gebe zu, dass es am Anfang schwer war für mich, mit der neuen Situation umzugehen.

Sie suchten das Gespräch mit Trainer Thomas von Heesen. Was haben Sie ihm gesagt?Schuler: Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass es mir nicht so sehr liegt, links offensiv zu spielen. Ich persönlich sehe Tobias eher offensiv, mich defensiv. Wenn die vielen Verletzten zurückkommen, wird es weitere Härtefälle geben.

Sie sagen ehrlich, Schwierigkeiten gehabt zu haben, Ihr Reservistendasein zu akzeptieren. In diese Zeit fiel die Geburt Ihrer Tochter. War das Balsam auf Ihre Seele?Schuler: Ich will es mal so sagen: Die Geburt miterlebt zu haben, war etwas Großartiges. Seit Sophia Marie auf der Welt ist, denke ich nicht mehr so viel über Fußball nach. Sie ist ein toller Kontrast zum Beruf. Ich bin ein Familienmensch. In der Zeit, in der es sportlich nicht so gut lief, waren Sophia Marie und Meggi für mich besonders wichtig.

Ihrem Freund aus gemeinsamen Zeiten bei Hannover 96, Silvio Schröter, geht es derzeit nicht so gut. Er ist verletzt. Haben Sie vor dieser Saison wieder mit ihm gewettet, wer die Serie besser abschließt?Schuler: Silvio muss gesund werden, dann können wir auch wieder wetten. Aber es ist schön, ihn regelmäßig zu treffen. Und das Essen, dass ich ihm nach der vergangenen Saison geschuldet habe, hat stattgefunden. Wettschulden sind Ehrenschulden.

Ihre Erinnerungen an Hannover 96 sind keine guten. Schwankende Leistungen, ein schwerer Stand bei Medien und Fans. Warum mussten Sie erst nach Bielefeld kommen, um sich voll entfalten zu können?Schuler: Für mich war ein Neuanfang wichtig. Außerdem entspricht Arminia eher meinem Stil als 96. Hier geht es kameradschaftlicher zu. Das liegt mir.

Sie sind 28. Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Karriere beim DSC ausklingen zu lassen? Schuler: Das hängt ja nicht nur von mir ab. Ich fühle mich wohl, das ist das Wichtigste. Irgendwann vielleicht ins Ausland zu wechseln ist ein besonderes Thema. Aber momentan verschwende ich keinen Gedanken daran.

Die WM rückt näher, lassen Sie uns kurz über die Nationalmannschaft sprechen. Ist Marcell Jansen besser als Markus Schuler mit 19 war?Schuler: Ja, auf jeden Fall. Von Philipp Lahm ganz zu schweigen. Da hat mir doch ein ganzes Stück gefehlt. Ich glaube, ich verfüge über eine gesunde Selbsteinschätzung. Meine Länderspielkarriere war ja nach einer Partie schon wieder vorbei.

Wann und gegen wen war denn das?Schuler: Mit der U17-Nationalmannschaft in Oberhaching gegen Frankreich. Ich glaube, bei denen hat Thierry Henry mitgespielt. Die hatten einen pfeilschnellen Stürmer, das weiß ich noch genau. Vom Alter her würd's ja passen.

Henry möchte nächsten Sommer mit Frankreich Weltmeister werden. Sie peilen mit Arminia den Klassenerhalt an. Oder ist in dieser Saison mehr möglich?Schuler: Erstmal wären vier Punkte aus den Spielen gegen Hannover und in Frankfurt gut. Ich glaube, dass es möglich ist, den Klassenerhalt noch früher zu sichern als in der vergangenen Serie. Ein Platz im Mittelfeld ist drin. Das Training ist gut dosiert, dieses mal werden wir am Ende nicht einbrechen.

Heißt das, Ex-Trainer Uwe Rapolder hat sie zu hart rangenommen?Schuler: Kein Zweifel, Rapolders Konzept ist überragend. Aber ich hatte am Saisonende keine Reserven mehr.

Artikel vom 29.10.2005