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An Saddam Hussein
Schmiergelder gezahlt

UN-Bericht: Dutzende deutsche Firmen dabei

Legte den 623-Seiten-Bericht vor: Paul Volcker.
New York (dpa). Zu den weltweit mehr als 2200 Unternehmen, die Schmiergelder an den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein gezahlt haben, gehören auch dutzende deutsche Firmen, darunter Siemens und DaimlerChrysler. Das geht aus dem Abschlussbericht einer Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker hervor. Der 623-seitige Report befasst sich mit Korruption und Bestechung bei der Abwicklung des größten Hilfsprogramms in der UN-Geschichte - »Öl für Lebensmittel«.
Die Medizintechnik-Firma Fresenius Medical Care hat nach einem Bericht der »Berliner Zeitung« irreguläre Zahlungen an das Saddam-Regime eingeräumt. In der Auflistung werden Fresenius Schmiergeldleistungen zu Gunsten der Saddam-Administration in Höhe von 174638 Dollar zugeordnet. DaimlerChrysler lehnte jede Stellungnahme ab. Siemens in München stellte fest, dass sich die Anschuldigungen nicht gegen die Siemens AG, sondern gegen die Tochterunternehmen Siemens Frankreich, Siemens Türkei sowie gegen Osram Middle-East richteten.
Die russische Regierung kritisierte die Arbeit der UN-Ermittler. »Von den Dokumenten, die man uns gezeigt hat, waren viele gefälscht«, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Neben dem mittlerweile größten russischen Ölkonzern Lukoil werden in der Liste auch einflussreiche russische Politiker genannt, darunter der stellvertretende Parlamentschef Wladimir Schirinowski sowie der Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow.
Die von UN-Generalsekretär Kofi Annan auf Druck von Washington angeforderte Untersuchung kostete 31,3 Millionen Euro. Volcker erhob schwere Vorwürfe gegen die Vereinten Nationen, die das Hilfsprogramm organisiert und kontrolliert hatten. »Ihr Versagen ist klar erkennbar«. Auf Hinweise hätte das UN-Sekretariat unter Annan selten reagiert.

Artikel vom 29.10.2005