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Mit der Taschenlampe echte Schätze entdeckt

»Lange Nacht der Bibliotheken auch in Bielefeld ein Renner - Barmusik und Magazinvisite


Bielefeld (tb). Nur mit einer Taschenlampe bewaffnet gingen zahlreiche Bielefelder während der »Langen Nacht der Bibliotheken«, die in ganz Nordrhein-Westfalen stattfand, der Stadbibliothek im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund. Sie waren zur Führung durch das Magazin der Bücherei aufgebrochen, das sich im Keller des Gebäudes an der Wilhelmstraße befindet. Gleichzeitig lasen im Rahmen der Jubiläums-Literaturtage die - laut dem stellvertretenden Bibliotheksleiter Klaus G. Loest - »besten« Bielefelder Autoren aus ihren Werken.
Wenn man alle Wissenschaftler und Schreiber der Stadt, die im Selbstverlag publizieren, zusammenzähle, gäbe es in der Stadt über 1000 Autoren, so Loest. »Es gibt zwar noch keinen Literatur-Nobelpreisträger aus Bielefeld, aber sehr kreative und gute lokale Szenen«, sagte er. Stellvertretend dafür betraten Sigrid Lichtenberger, Matthias Bronisch, der ehemalige Chefdramaturg des Bielefelder Theaters Alexander Gruber, Iris Anna Otto und Hellmuth Opitz das Podium. Um die Leser nicht mit Literatur zu überladen, sorgte Matthias Kämper mit Bar-Musik am Flügel für kurze musikalische Intermezzi.
Ebenso für Abwechslung sorgten die Führungen durch das Magazin der Bibliothek. Nur mit Taschenlampen führten Ute Christ und Volkmar Brandt die Besucher durch den schummrig beleuchteten Keller und zauberten dabei immer wieder Schätze aus den Regalen. Knapp 200000 Bücher der insgesamt gut 540000 Exemplare werden im Keller des Gebäudes gelagert. Um Platz zu sparen. Oder aber, weil sie zu wertvoll für den »Freihand-Bereich« sind. Und so bekamen die Besucher der Führung Werke zu sehen, die dem normalen Bibliotheks-Nutzer höchstens aus dem Computersystem bekannt sind, aber niemals ausgeliehen werden. Den »Münchener Bilderbogen«, den Comic des 19. Jahrhunderts, etwa. Oder die Kopie eines gezeichneten Reiseberichts von einem der Brüder Grimm.
Zum Abschluss zog Volkmar Brandt die Handschuhe an und ging mit den Besuchern zum Tresor. Dort lagern die wertvollsten Stücke der Stadtbibilothek und die Buchseiten dürfen nicht mit bloßen Händen angefasst werden.

Artikel vom 01.11.2005